Wat Wat Wat

Mit dem Plan, mir den großen Palast anzusehen, habe ich Mittwoch Morgen nach einem leckeren Frühstück das Hotel verlassen – angekommen bin ich dort allerdings nicht…

Bei dem heißen Wetter (auch schon morgens) bot es sich an, mit der Fähre ein Stück den Chao Praya herunterzufahren, der nächste Anleger ist nur ca. 10-15 Min. zu Fuß vom Hotel entfernt.

Von der Fähre aus hat man einen tollen Blick auf Bangkok, kann sich ein bisschen den Wind um die Nase wehen lassen und bekommt von den Mitarbeiterinnen immer mal Tipps, wo sich das nächste Foto lohnt.

Am Pier angekommen, taucht man in ein Gewusel von kleinen Läden ein und fühlt sich irgendwie in eine mittelalterliche Hafenstadt zurück versetzt – Jack Sparrow könnte mal eben um die Ecke kommen *Arrr*.

Der Pier liegt direkt am Eingang vom Wat Pho (Tempel des liegenden Buddhas) und quasi schräg hinter dem Palast. Da ich ja nun mal zuerst in den Palast wollte, habe ich mich auf den (nicht kurzen) Weg um die Palastmauern herum zum Eingang gemacht. Dort wurde ich natürlich ständig von Tuk Tuk – Fahren angesprochen und beim zwanzigsten habe ich mal angehalten und mir angehört, was er zu sagen hatte: „Madame Madame, Palace not open, ceremony right now, come back afternoon.“ – der Klassiker. „I make you offer, go to Wat Arun (Tempel der Morgenröte, auf der anderen Flussseite) first, then you make one hour boat tour through the channels, little floating market, good price! Then you go to Wat Pho and then Great Palace. Good price Madame!“ Vor diesen Tricks wird man in allen Reiseführern und Blogs gewarnt, natürlich ist der Palast nicht geschlossen und natürlich bezahlt man bei solchen Schleppern mehr, als sonst. Nichts desto trotz fand ich die angebotene Tour ziemlich attraktiv, über eine Fahrt durch die Kanäle hatte ich ohnehin nachgedacht, allerdings noch keine Gelegenheit gehabt, mich zu informieren wo und wie das gehen könnte. Ich habe also einfach mal „Ja“ gesagt und bin motiviert in die Preisverhandlungen eingestiegen.

Hierzu muss ich sagen, dass bei mir dann Schluss mit disktutieren ist, wenn wir einen Preis erreicht haben, der mir die Ware oder das Erlebnis wert ist und nicht, wenn ich mein Gegenüber so weit wie möglich runter gehandelt habe – Hauptsache billig. Ich habe beispielsweise ein Paar Flip Flops für ca. 5 Euro gekauft. Vielleicht sagen jetzt einige: „Mensch, viel zu teuer, hätteste für 2 kriegen können!“ – kann sein, war für mich aber okay. Was natürlich gar nicht geht, ist wenn man offensichtlich verarscht wird – da hört dann auch bei mir die Gutmütigkeit auf.

Wir haben uns jedenfalls auf einen Preis geeinigt und meine spontane Tempel- und Bootstour konnte starten. Der Einstieg in das kleine Boot vom höheren Pier war ein bisschen abenteuerlich, glücklicherweise bin ich aber nicht baden gegangen ;).

Am Wat Arun angekommen erst einmal Staunen, Innehalten und den Anblick genießen – wow! Die Tempelanlagen sind wirklich unfassbar schön und sehr beeindruckend (trotz Baugerüst). Was mich – im Nachhinein noch viel mehr – fasziniert hat, war die Ruhe und, dass ich dort quasi alleine war. Die einzigen Geräusche kamen aus der Schule direkt neben dem Tempel und das Kinderlachen hat die ganze Szenerie noch friedlicher wirken lassen.

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Im Tempel war ein Mönch, der Segnungen vorgenommen hat. Nachdem ich mir die Prozedur bei zwei anderen Touristen angesehen habe, hat er mich zu sich gebeten. Ich habe mich vor ihn hingekniet, mich verbeugt und er hat angefangen zu beten. Hierbei hat er ein wenig Weihwasser auf mich gespritzt und Räucherstäbchen über mir kreisen lassen. Von seinen Gebeten habe ich natürlich nicht viel verstanden, aber er hat immer wieder „Good Luck, Good Luck, Good Luck“ gesagt. Anschließend hat er mir ein weißes Bändchen, das „Sai Sin“ umgebunden.

 

Das soll ebenfalls Glück bringen und meine Verbindung zu ihm bzw. seinen Gebeten symbolisieren. Nicht weit von ihm entfernt saß übrigens die Dame, die die Bändchen strickt.

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Da ich dieses Ritual bis jetzt noch in keinem anderen Tempel gesehen habe, bin ich um so froher, mich auf die spontane Bootstour eingelassen zu haben und so zur rechten Zeit am rechten Ort gewesen bin.

Nach dem Tempelbesuch startete meine Fahrt durch die Kanäle. Was soll ich sagen, von Villa über einfache, schiefe, kaputte, dreckige Häuser – alles dabei.

Auf halber Strecke kamen ein paar Bootsverkäuferinnen und mit einem eiskalten Chang in der Hand wurde es um so entspannter.

Nach der wirklich interessanten Bootstour kamen wir wieder am Ausgangspunkt, dem Wat Pho an.

Der liegende Buddha ist mit seinen 45m zwar nicht der größte Thailands, aber trotzdem wunderschön und wirklich viel größer, als ich dachte (ich kann mir sowas immer schlecht vorstellen).

Neben den Geräuschen von Fotoapparaten hört man immer wieder Münzen klappern. Für 20 Baht bekommt man einen Becher Kleingeld. Jeweils ein Geldstück (25 Satang) lässt man im Vorbeigehen in insgesamt 108 Metallschalen fallen. Auch dies soll Glück bringen. Leider hat man nicht die Zeit, für jede Schale einen Wunsch oder ein spezielles Danke zu sagen, da die Menschenreihe sehr schnell voran schreitet und man echt Stress hat, jeden Becher zu treffen.

Auch hier gab es einen Gebetsraum und obwohl es schon deutlich voller war als im Wat Arun, herrschte auch hier eine entspannte und friedvolle Atmosphäre. Touristen und Einheimische beten, meditieren oder genießen die Ruhe zusammen, jeder für sich, aber trotzdem in einer Art Gemeinschaft. Hier konnte ich dann die zuvor aus Zeitmangel untergegangenen Wünschen, Grüße und Danksagungen fließen lassen.

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Wenn man übrigens die Kleiderordnung nicht erfüllt, muss man sich einen solchen Overall überwerfen (Ich war natürlich ordentlich angezogen 😉 ).

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Die Aufsichtspersonen waren dabei allerdings sehr freundlich, was ich am nächsten Tag noch anders erleben würde.

Nachdem mein Ausflug jetzt doch schon länger dauerte und es wirklich wirklich heiß war, entschied ich mich, den Palast erst am nächsten Tag zu besuchen und bin zu einem Mittagsschlaf ins Hotel zurück gekehrt. Abends gab es dann wieder einen Ausflug zur Khao San Road, mit einem zunächst etwas gewöhnungsbedürftigen Wellnessprogramm für die Füße,

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einer anschließenden Fußmassage mit Blick auf den Sonnenuntergang,

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Essen an einem Straßenstand (sehr lecker!) und noch eine Runde im Pool.

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Der Donnerstag startete für mich ungewöhnlich spät. Ich schlafe hier bis jetzt zwar gut, allerdings habe ich die Zeiten noch nicht so im Griff. Ich bin dann also viel später, als ich wollte (so gegen 11:00 Uhr) zum großen  Palast aufgebrochen und was soll ich sagen, ich glaube ich habe die anderen Touristen gefunden.

Chinesische Reisegruppen sind schon eine echte Urgewalt, da werden auch gerne mal im Tempel Kommandos rumgeschrien. Auch wenn der auf dem Gelände des großen Palastes gelegene Wat Phra Kaeo (Tempel der grünen Smaragd-Buddhas) optisch der beeindruckendste ist, kam eher keine andächtige Stimmung auf und so habe ich mich eine Weile in einen schattigen Säulengang gesetzt und das Treiben beobachtet.

Die eben schon erwähnten Aufsichtspersonen, die sich mit der Kleiderordnung beschäftigen, haben hier übrigens weiße „Stöcke“, mit welchen sie Ihren Aufforderungen Nachdruck verleihen. Es handelt sich , glaube ich, zwar „nur“ um zusammengerolltes Papier oder Pappe, wirkt aber trotzdem sehr rabiat: Mann mit Sarong über kurzer Hose- eins mit dem Stock! Frau mit Hut im Tempel – eins mit dem Stock! Füße zum Buddha richten – eins mit dem Stock!

Nach dem Besuch des Palastes hat es einige Diskussionen gebraucht, um ein Taxi zu kriegen. Wenn das Hotel ein Taxi ruft, ist die Nutzung des Taxameters (was die günstigere Variante ist) kein Problem. Hält man als Farang ein Taxi an, braucht es dazu schon etwas Überredungskunst, hat aber irgendwann geklappt.

Abends bin ich dann – mal wieder – in die Khao San Road und nach einer Rückenmassage und einem leckeren Abendessen relativ zügig ins Bett. Heute Morgen war es nämlich schon Zeit, Bangkok „Tschö“ zu sagen.

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Ich schreibe gerade aus Chiang Mai – einer Stadt im Norden Thailands. Hier bleibe ich bis Sonntag und werde morgen einen Ausflug machen, auf den ich mich schon sehr freue. Bitte drückt die Daumen, dass das Wetter mitspielt – bei meiner Ankunft sah es nämlich eben so aus.

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Entspannung in Tirol

Ich habe nun ein paar Tage nichts von mir hören lassen – was weniger an dem bis Mitte der Woche nicht vorhandenem W-Lan beim Schmiedbauer als am Vorsatz „entspannen“ gelegen hat. So viel vorweg: Das hat ganz hervorragend funktioniert!

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Auch wenn mein Sabbatical schon jetzt nicht wie ursprünglich mal geplant verlaufen ist, ist es voller Überraschungen und spontaner Entscheidungen und hat damit im Prinzip schon zwei meiner größten Wünsche erfüllt. Ich jedenfalls hätte keine 5 Euro darauf gewettet, dass ich so schnell noch einmal im Sommer in die Alpen komme – und Kinder nein wie isset schön:

Nach ein bisschen ankommen, an die Höhe gewöhnen – da habe ich tatsächlich aus meiner Erfahrung des letzten Jahres gelernt 🙂 – und das (zu dem Zeitpunkt noch) fantastische Wetter im Freibad in Virgen genießen, war ich auch ein bisschen wandern.

Angefangen habe ich mit der größten und höchsten Tour für mich in dieser Woche, weil es der Wetterbericht quasi so für mich entschieden hat. Ich bin nach Matrei gefahren und von dort aus mit der Gondel zur Mittelstation Goldried auf  knapp 2.200m. Von da aus ging es dann auf einem „Maike-tauglichen“ Weg zur Adlerlounge, die auf 2.621m liegt – so ganz flach war der Weg also nicht immer…aber sehr gut machbar.

Von der Adlerlounge kann man über 60 3.000er sehen, unter anderem den höchsten Berg Österreichs (Anm.: den Großglockner 😉 ).

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Auf dem Rückweg habe ich dann tatsächlich ein paar Murmeltiere in freier Wildbahn entdeckt – die Alm-Kühe sind ja im Grunde überall. nur nicht immer so schön drapiert.

Drei Tage später sah mein Wanderweg übrigens so aus:

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Zur Orientierung: Der Ort ist Virgen. Im Hintergrund kann man, wenn man genau hinguckt, die Goldriedbahn erkennen – die gerade Linie/Schneise ziemlich mittig auf dem Berg. Ab da wo die Bahn aufhört, bin ich gewandert – allerdings mit viel weniger Schnee ;).

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Bei ca. 7 Grad Tagestemperatur sahen auch die nicht so hohen „Hausberge“ ziemlich weiß aus:

Die Bilder sind bei einem Spaziergang am Donnerstag entstanden (Spaziergang in den Bergen = Wanderung…oder?!). Direkt vor meiner Haustür beginnt der im Rahmen eines Kunstprojekts erneuerte und mit für mich aktuell sehr nahen und inspirierenden Texten gestaltete Kreuzweg zwischen Virgen und Obermauern. Ideal für einen Abstecher in den Ort.

Am Freitag habe ich mich dann noch zu den Umbalfällen begeben, die man nach einer kurzen Wanderung durch den Wald erreicht. Na ja – streng genommen habe ich es nur bis zur IslitzerAlm geschafft, aber es war einfach zu kalt und windig (mimimi).

Hier sind die Alm-Kühe Wald-Kühe.

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Sowie ein für mich erreichbares Gipfelkreuz – zumindest das Modell von einem (und keiner hat es weggetragen, Anna…).

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Ansonsten gab es in der letzten Woche noch jede Menge Bücher, einen Bummel durch Lienz,

eine Geburtstagsfeier,

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große Freude über mein Mietwagenschnäppchen (Spritkosten ab und bis München mit allem dazwischen 33 Euro),

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manchmal so gar keinen Ausblick

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ein bisschen „Das Gegenteil von schlau – dumm – anders – blöd – richtig, erstes Wort, der Mensch hat 5 Punkt Punkt Punkt – Sinne – Einzahl – Sinn – genau und jetzt zusammen – Blödsinn – jap!“, leckeres Bier und gaaaanz viel Urlaub.

Am 22.8. geht es übrigens wieder nach Bangkok. Mal sehen, was bis dahin noch so alles passiert!

Erwartung und Wirklichkeit

Seit meinem letzten Eintrag ist schon wieder so viel passiert, ich weiß gar nicht so genau, wo ich anfangen soll zu berichten. Der Einfachheit halber zuerst einmal das, was ich so seit Sonntag gemacht habe:

Wie ich im letzten Post ja angekündigt habe, hat mich Sonntag Abend der Schlafbus abgeholt und nach Sa Pa gebracht.

Der Schlafbus ist eigentlich ganz bequem, auch wenn an Schlaf spätestens nach Erreichen der Serpentinen nun wirklich nicht mehr zu denken war – Sa Pa liegt im Norden von Vietnam auf ca. 1.400 m.

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Ursprünglich wollte ich hier einen Ausflug  mit „Home Stay“ zu mehreren kleinen Bergdörfern machen, in welchen noch Familien oder Stämme traditioneller Bergvölker leben und anschließend eine Nacht in Sa Pa bleiben. Eines der Völker kleidet sich wie die Dame unten auf dem Bild. Sie bzw. andere Frauen aus ihrem Dorf leiten auch die Touren.  Warum ihr Kind blond ist, weiß sie übrigens nicht…

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Meine Ansprechpartnerin im Touroffice in Hanoi habe ich nach der Erfahrung des ersten Wandertags in Tirol im letzten Jahr bestimmt 10x gefragt, ob das auch wirklich eine einfache Strecke und gut zu bewältigen ist, was immer bejaht wurde – sogar mit Sandalen sei das kein Problem.

War in Wirklichkeit natürlich nicht so….ich habe den Anfang mitgemacht und bin dann wieder umgekehrt, weil der Abstieg ins Tal über felsige und feuchte Lehmtrampelpfade für mich auch mit festen Schuhen einfach zu glitschig und steil war. Blöd war nur, dass ich das erst nach einer halben Stunde entschieden habe, ich konnte im Anschluss den ganzen Weg natürlich wieder hochkraxeln, was ungefähr 1 1/2 Stunden gedauert hat.Total fertig oben angekommen wurde mir dann doch noch angeboten, den „easy way“ (10 km über asphaltierte Wege, warum nicht gleich so?!) – zu nehmen. Das habe ich in der Situation aber dankend abgelehnt und den restlichen Tag in Sa Pa verbracht. Hier habe ich sehr nette Menschen u.a. aus Bremen und *TADA* Venlo kennengelernt. Wenn das mal kein Zufall ist.

Da Sa Pa zwar ganz schön aber relativ schnell durchschritten ist und mein Hotel eher nicht zum Verweilen eingeladen hat, bin ich gestern Nachmittag dann wieder nach Hanoi gefahren.

Im Hellen betrachtet ist die Busfahrt in der Tat ein echtes Abenteuer. Standardsituation: Kastenwagen überholt LKW in Serpentinenkurve, unser Bus (entgegenkommend) hat nicht genug Platz zum Ausweichen, wildes Gehupe, irgendwie geht’s gut…Augen zu und durch (Ich, hoffentlich nicht der Busfahrer)!

Zurück in Hanoi wollte ich dann doch noch zu Onkel Ho ins Mausoleum, leider war ich wieder zu spät dran. Es hat einfach nicht sein sollen mit uns beiden.

Stattdessen war ich im Literaturtempel und hatte eine sehr interessante private Führung. Der Tempel gilt quasi als erste Universität von Vietnam und bildete schon vor über 1.000 Jahren Gelehrte aus. Die Schlüsselfaktoren für Ihren Erfolg waren Talent, Tugend, Reputation, Höflichkeit, Menschlichkeit und Weisheit.

Wenn die Ausbildung abgeschlossen war, wurden die Namen der Gelehrten in Stein gemeißelt. Die Schildkröte am Fußende symbolisiert die Ewigkeit.

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Sie ist übrigens eines von vier heiligen Tieren oder Fabeltieren. Die anderen sind der Drache, der Phönix und das Einhorn (hier allerdings eher ein Hund mit Löwenkopf). Der Kranich ist hier auch sehr präsent und soll vor allem Glück bringen.

Heute war im Tempel ziemlich viel los, weil morgen die Aufnahmeprüfungen an der Uni beginnen und Schüler und deren Eltern zahlreiche Opfer darbringen, um aufgenommen zu werden.

Vom Tempel aus bin ich dann zurück zum Hotel spaziert und das erste mal in einen richtigen Regenschauer gekommen. Das war mehr als angenehm, weil es endlich einmal kühl wurde. Zwischendurch dachte ich, ich wäre aus Versehen im Rotlichtviertel gelandet, es war aber nur die „LED-Straße“. Auf den Schienen fährt übrigens immer noch ein Zug und das gar nicht mal so langsam.

Ich werde den Tag hier jetzt gemütlich mit Lesen und Blog schreiben ausklingen lassen und noch ein wenig Hanoi-Atmosphäre einsaugen, wenn auch mit ein bisschen (vertikalem) Abstand – nachdem ich endlich verstanden habe, dass die Cafés hier in den oberen Stockwerken zu finden sind.

Morgen früh werde ich zu meinem nächsten Ausflug in die Ha Long Bucht abgeholt, wo ich eine Nacht auf einem Schiff verbringen werde. Anschließend werde ich mich langsam auf den Weg in den Süden machen.

Was mich weiterhin beschäftigt:

Im Vorfeld der Reise bin ich oft gefragt worden, warum ich ausgerechnet nach Südostasien und zuerst nach Vietnam fahren möchte. Die beiden wichtigsten Entscheidungsgrundlagen sind sicher gewesen, dass ich mir einen längeren Aufenthalt hier leisten kann und dass es sich um für mich sichere Reiseländer handelt (toi toi toi für beides).

Ich habe mir im vorbereitend einige Blogs angeschaut, meinen Reiseführer (zumindest ein wenig) gewälzt und natürlich mit Menschen gesprochen, die schon einmal hier waren. Die unterschiedlichen Reiseberichte waren vom Grundtenor her alle positiv und klangen so, als könnte das was für mich sein. Bewusst habe ich versucht, keine besondere Erwartungshaltung aufzubauen, und mir alles nicht zu konkret vorzustellen, um nicht enttäuscht zu werden.

Mein allererstes Fazit nach ein paar Tagen ist nun: Vietnam ist anstrengend und abenteuerlich. Vielleicht ist die erste Reaktion hierauf ein spontanes „Ach was?!“ aber für mich ist das gerade eine sehr intensive und fordernde Erfahrung.

Nichtsdestotrotz setzt bereits eine gewisse Gewöhnung ein. Ich habe mich in Hanoi noch vor ein paar Tagen furchtbar überfordert gefühlt. Gestern hatte es schon fast etwas vertrautes, wieder hier hin zu kommen. Das Hupen, was übrigens mein „Vietnam-Geräusch“ ist, nehme ich gar nicht mehr wahr und fühle ich vor allem nicht mehr angesprochen. Es wird sowieso immer und ohne erkennbare Gründe gehupt. Auch das „über die Straße gehen“ wird schon Normalität und immer einfacher – einfach gehen, nicht stehenbleiben, nicht nachdenken.

In der kurzen Zeit habe ich schon recht viele andere Touristen aus aller Herren Länder und einige wenige Einheimische, die entsprechend Englisch können, kennen lernen können. Meine Eindrücke decken sich mit den Berichten der anderen (und auch mit denen lieber Freunde zu Hause). Die nächsten Wochen versprechen spannend zu bleiben.

Allerdings werde ich in dieser Zeit meine Gesamt-Reiseplanung noch einmal überdenken. Viel länger als drei Wochen werde ich wohl erst einmal nicht in Vietnam bleiben und dann direkt nach Thailand aufbrechen. Auch nach den stressigen letzten Wochen zu Hause sehne ich mich nach ein bisschen Entspannung.

„In dubio pro libertate“ habe ich ja irgendwie als Leitmotiv meines Urlaubs erkoren. Daran musste ich mich erst wieder erinnern und werde dies von nun an konsequent umsetzen. Wo es mir gefällt, bleibe ich, ansonsten ziehe ich weiter.

Jede Reise beginnt…

…mit einem ersten Schritt und natürlich mit der Anreise. Mein Weg nach Vietnam hat  schon Mittwoch Morgen in Dülken begonnen und ist physisch bereits seit ein paar Stunden abgeschlossen – ich bin in Hanoi! Angekommen bin ich allerdings noch nicht.

Nach einem sehr herzlichen aber für mich nicht ganz leichten Abschied am Bahnhof ist die Zugfahrt nach Amsterdam ohne größere Vorkommnisse und weitgehend pünktlich verlaufen. Auch wenn ich nur kurz da war, hat mir das was ich von Amsterdam gesehen habe sehr gut gefallen und ich komme gerne noch einmal wieder – auch um die Frage zu klären ob ich lieber in einem Haus an oder einem Boot auf einer Gracht leben wollen würde.

Ich habe in einem günstigen Hotel in der Nähe vom Flughafen Schiphol gewohnt und die ganze Nacht Flugzeuge starten gehört. Vielleicht kennt ja jemand noch den Film Gattaca. Da sieht man im Hintergrund immer wieder Raketen starten, quasi als die Spannung steigerndes Element – einen ähnlichen Effekt hatte die zwar nicht sehr laute aber immer präsente Geräuschkulisse auch auf mich, viel schlafen konnte ich nicht.

Es gab vor dem Boarding dann noch eine kurze Schrecksekunde, als sich mir beim Warten mit Panoramablick auf einmal das folgende Bild bot:

IMG_20160623_100303Erster Gedanke: Krass, es brennt. Dann innerhalb von Millisekunden dieses heiße Ziehen in der Magengegend, Blutdruck und Puls gehen hoch, im Film bersten jetzt gleich erst mal die Scheiben, was tun? Kampf oder Flucht – halt,  erst mal gucken – wie reagieren eigentlich die anderen? Gar nicht. Langeweile. Vereinzeltes Grinsen. Na dann erst mal Luft holen. Die Brandweer vom Luchthaven Schiphol führt ihre Löschübungen einfach mal ganz keck mitten im regulären Flugverkehr – halt unter realen Bedingungen – durch. Mit Rauch und Blaulicht und allem Zipp und Zapp. Das Spektakel bzw. Übungsobjekt nennt sich „FireFly“ und hat auch bei anderen Passagieren nach mir noch panische Blicke ausgelöst. Ich habe gelangweilt geguckt und vereinzelt gegrinst.

Mit ein wenig Verspätung ist dann mein Flieger nach Singapur gestartet – wie auch immer das schwimmend funktioniert. Es hat  in der Nacht so viel geregnet, dass die Startbahn eher eine Regattabahn war – aber mit Wasser kennen sich die Holländer ja Gott sei Dank auch aus.

IMG_20160623_094618Die gut 12 1/2 Stunden Flugzeit waren wirklich lang. Schlafen konnte ich mal wieder nicht, ich habe stattdessen anderthalb Filme – für die Cineasten London Has Fallen (ganz) und 10 Cloverfield Lane (halb) – sowie alle 8 Folgen von 11.22.63 geguckt. Über Indien konnte ich dann mal ein Gewitter von oben anschauen – echt faszinierend, wie viele Blitze da so tatsächlich zucken!

Nach ein paar Stunden Aufenthalt in Singapur durfte ich dann nochmal knapp 4 Stunden fliegen und bin gegen Mittag in Hanoi angekommen. Die Einreise mit meinem Visum aus Berlin verlief problemlos und zack war ich in Vietnam.

Das ist jetzt natürlich sehr profan, aber der erste Eindruck – warm und schwül hoch 1000. Das Gefühl ist auch immer noch so, egal was man tut, man schwitzt immer, ich bin sehr gespannt, ob ich mich daran noch gewöhne.

Ich hatte mir zum Ziel gesetzt nicht mit einem Taxi, sondern mit dem öffentlichen Bus Nr. 17 vom Flughafen ins Stadtzentrum – Old Quartier – zu fahren. Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung mehr warum ich das unbedingt wollte, aber ich habe mich bis zum Bussteig durchgefragt allerdings nicht bemerkt, dass die 17 durchgestrichen war und nur noch die 7 da stand. Als der Bus kam ging dann alles ganz schnell, hier halten die Fahrer nämlich nicht unbedingt ganz an, um die Fahrgäste ein- und aussteigen zu lassen.

Als ich mit Gepäck dann irgendwie relativ abenteuerlich im Bus war, habe ich versucht zu sagen wo ich hin will, aber in manchen Situationen ist Englisch hier doch wenig hilfreich. Der Fahrer hat mir mit vielen Gesten und mit Hilfe eines Polizisten erklärt, dass die Fahrt 8000 Dong kostet (33 ct), die ich Dank meiner lieben Kollegen auch direkt bar zahlen konnte. Nachdem ich das Ticket dann gekauft hatte, hat mir der Polizist dann erst mal erklärt, dass ich im falschen Bus bin – 7 nicht 17, und das funktioniert hier nicht so wie bei der 009 und 019….

Immerhin ist der Bus nach Hanoi gefahren, aber eben in einen völlig anderen Stadtteil. Ich habe mir dann ein Taxi gerufen und bin direkt auf Touristenfalle Nummer 1 reingefallen. Wir haben vorher einen Preis abgestimmt, der dann am Ende natürlich ein Missverständnis und deutlich teurer war. Ich habe den zwar Preis aufgeschrieben, wusste aber nicht, wie das hier üblich ist. Preise werden ohne die tausender notiert, also 60 für 60.000 Dong. Ich wollte geschickt mit 2.000 Dong in die Verhandlungen einsteigen und habe mich noch gewundert, das der Fahrer sofort genickt und gegrinst hat. Am Ende habe ich dann allerdings nur 200.000 Dong (8€) und nicht 2.000.000 bezahlt, also ganz glimpflich.

Das tückische hier ist, dass man zu Beginn glaubt, man könnte sich aus Schildern irgendwelche Infos erschließen, weil ja grundsätzlich lateinische Buchstaben verwendet werden – keine Chance. Auch die Straßennamen, Ortsteile etc. sind – zumindest für mich – überhaupt nicht einprägsam.

Im Hotel angekommen dann die nächste Überraschung: das Zimmer, was ich bereits im Januar reserviert hatte, war nicht mehr frei, nur noch eine Kategorie schlechter. Ich muss sagen, dass ich zu diesem Zeitpunkt schon echt genervt und hundemüde war, und deswegen auf Fenster, Platz und alles andere verzichtet habe. Hauptsache Bett und Dusche.

Dann kam – was ich eigentlich schon früher erwartet habe – natürlich das Loch und der Gedanke: Was habe ich mir eigentlich dabei gedacht 4 Monate weg zu gehen, in eine völlig andere Welt???

Ich habe mich inzwischen ein bisschen akklimatisiert und die Umgebung erkundet, aber ich denke, dass mich dieser Gedanke noch ein bisschen begleiten wird.

Hier noch ein paar erste Eindrücke aus meiner Umgebung.

Nach einem längeren Stromausfall heute Morgen komme ich erst jetzt zum Schreiben und werde nun meine Erkundungstour fortsetzen. Bericht folgt 🙂

 

 

Auf Los geht’s los….

Morgen – also M O R G E N – geht es los….unglaublich, wie schnell die letzten Wochen verflogen sind!

Bis auf ein paar Kleinigkeiten ist alles gepackt (17kg), der Kühlschrank taut ab und die restlichen ToDos sind so gut wie erledigt:

IMG_20160621_145351Morgen früh um 09:22 Uhr (lt. Plan) startet dann meine erste Etappe nach Amsterdam ab Dülken Bahnhof.

Ich kann kaum in Worte fassen, wie es mir gerade geht. Es ist eine prickelnde Mischung aus total aufgeregt, voller Vorfreude, ziemlich viel Respekt, ein bisschen Abschiedsschmerz und einem großen Teil völliger Unfassbar- und Unvorstellbarkeit der Dinge, die auf mich warten. Von all den guten Wünschen und den persönlichen, praktischen und witzigen Geschenken, die mir zuteil geworden sind, bin ich auch immer noch ganz überwältigt.

Weil mir die Worte fehlen hilft mir Alan Alexander „A. A.“ Milne:

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Also dann, bis bald aus Vietnam!

Der Test ist vorbei…

…nur 70 x schlafen und 40x arbeiten, dann starte ich tatsächlich  in mein Sabbatical….und freue mich so langsam richtig!

Ich werde wie geplant am 23.06. von Schiphol aus nach Hanoi fliegen und zuvor einen Tag in Amsterdam verbringen – da war ich tatsächlich noch nie. In Hanoi habe ich für die ersten zwei Nächte ein Hotel gebucht, danach geht das Abenteuer los: Bis zum 16.09. habe ich Zeit, Südostasien zu entdecken und im positivsten Sinne planlos umher zu reisen – in dubio pro libertate!

Am 16.09. geht es dann zunächst für ein paar Tage von Bangkok aus nach Seoul und von da aus weiter nach Hawaii und New York. Die letzten dreieinhalb Wochen sind was Flüge, Mietwagen und Unterkünfte angeht schon verplant und gebucht. Ich bin hierdurch zwar jetzt schon festgelegt, aber so habe ich die wenigen günstigen Hostels auf Hawaii reserviert und vor allem komme ich wieder nach Hause – am 12.10. lande ich in Düsseldorf.

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Die vorab möglichen und sinnvollen organisatorischen Vorbereitungen sind weitgehend abgeschlossen, jetzt muss ich nur noch eine gute Übergabe im Büro hinbekommen, damit der Abschied möglichst leicht fällt.

Bis es los geht brauche ich ansonsten noch ein paar Impfungen, muss noch meine Steuererklärung machen (die erwartete Rückzahlung ist fest ins Budget eingeplant) und meine Abschiedsparty feiern. Die Packliste ist im Kopf fertig, hier werde ich aber sicher noch das ein oder andere schieben, tauschen, streichen.

Für jetzt bleibt nur tief durchatmen, Vorfreude genießen und noch ein bisschen im Hier und Jetzt bleiben…ist ja nicht mehr lang 🙂

 

 

Blog-Test im Wanderurlaub (Tag 1 und Tag 2)

Auf geht’s in den Wanderurlaub und Ring frei für den Urlaubs-Blog-Test….

Ich hatte die hervorragende Idee, mein Urlaubsschicksal in die Hände der Deutschen Bahn zu legen, zumindest am An- und Abreisetag. Ein Blitzeinschlag zwischen Köln und Düsseldorf hat mittels 45 Minuten Verspätung direkt zu Beginn der Reise dafür gesorgt, dass ich erst in Landeck-Zams mit erreichen des Postbusses nach Galtür entspannt sein werde (max. 60 Minuten sind kompensierbar)….und hoffentlich wird „Blitzschlag“ nicht das Leitmotiv meiner ersten Alpenerfahrung im Sommer.

Ab Schwaben wird es richtig voll und warm. Direkt neben mir lässt sich eine Familie mit drei Kindern von ca. 2 bis 6 Jahren nieder. Die Kinder sind bestens gerüstet und haben von Bio-Vital-Bären (gibts’s tatsächlich) bis Prinzessin Lillifee-Heften mit Superspielzeug alles dabei. Leider sind es eben Kinder und nach 10 Minuten entbrennen wilde Kämpfe und glitzernde Lillifee-Kleinsteile fliegen durch die Gegend. Ich gehe mir erst mal ein eiskaltes Radler holen (Prost!) und stelle auf dem Weg in den Kiosk im Viehwagen fest, dass es in den anderen Waggons locker 15° wärmer ist. Glück gehabt. Radler wirkt…

Irgendwann kommen wir dann tatsächlich in Landeck-Zams an und das auch noch rechtzeitig für meinen Bus.  Wir fahren durch allerlei Tiroler Dörfer und mir fällt jetzt, da ich die Berge das erste Mal ohne Schnee sehe, auf, wie eng so ein Tal doch sein kann und empfinde die Szenerie etwas beklemmend. Erleichterung macht sich breit, als wir in Galtür ankommen – ein herrlich weites Tal mit viel Wiese, bevor die Berge losgehen *yay.

Im Hotel angekommen folgt direkt das zweite *yay: mein Zimmer ist recht groß mit einem tollen Ausblick-Erker. Zwar ist alles traditionell im Landhausstil gehalten und schon etwas in die Jahre gekommen, aber super sauber und bequem und ich bin ja auch auf dem Land. Nach der Erstbesichtigung gehe ich sofort zum Essen, für das ich im Grunde schon zu spät bin. Es folgt *yay Nr. 3 in Form eines sehr sehr leckren 5 Gänge Menüs – das erwartet mich nun jeden Abend!

Für’s Sabbatical gelernt:
  • Der Dufflebag ist großartig
  • Hörbücher mitnehmen
  • Auf dem langen Flug unbedingt eine Jogginghose anziehen

 

Ich werde am nächsten Tag gegen 6:00 Uhr von der Sonne geweckt und sehe im Grunde unbeabsichtigt meinen ersten Sonnenaufgang in den Bergen…

Sonnenaufgang in Galtür

Um 08:30 Uhr starten wir dann zu meiner ersten Wandertour – ever. Wir sind 8 Wanderer und unser Bergführer. 7 von 8 Wanderern sind sehr wandererfahren, sicher im Gelände, topfit und teilweise sogar Schweizer – und dann bin da noch ich. Ausgerüstet bin ich angemessen, habe 2 Liter „Schiwasser“ und mein vom Hotel hergerichtetes Lunchpaket dabei, bin eingecremt und trage einen Hut – kann ja nix mehr schief gehen, oder?! Unser Wanderführer hat die Tour am Vorabend als sehr einfach und flach beschrieben, mit einer Steigung von 150 hm, also alles gar kein Problem und Stöcke brauche ich heute auch erst einmal nicht.

Wandererkenntnis 1: Ein Tiroler versteht unter flach etwas völlig anderes, als eine Niederrheinerin.

Es geht dann auch erst einmal wirklich schön los, wir wandern ein Stück um einen Stausee herum, mein Puls geht zwar bei jeder Steigung ordentlich hoch, aber ich kann zwischendurch noch Fotos machen und halte Anschluss an die Gruppe.

Koppsee Koppsee Staumauer

Das waren die ersten 10 Minuten der 5-stündigen Tour. Es geht dann auf einen Fahrweg (Schotterstraße), der sich in Serpentinen zu einer Almhütte schlängelt, die auf ca. 1.950m liegt. Wir befinden uns derzeit auf ca. 1.800m, wollen aber gar nicht zu dieser Alm, sondern zuerst zu einem See, der ungefähr auf gleicher Höher an der Bergkuppe gegenüber liegt und dann noch ein Stückchen rum (Für Menschen, die sich hier auskennen: Startpunkt Koppsee, Ziel Wiegensee, über Verbellaalpe zurück).

Zu meiner Verwunderung gehen wir erst einmal ein ganzes Stück bergab. Zunächst auf dem Fahrweg, nach ein paar Minuten aber querfeldein über eine große Wiese, die sehr steil wird und durchzogen ist von Kratern. Diese sind tief, teilweise im Gras versteckt, voller Schlamm und kommen von den Kühen, die hier weiden (jetzt nicht zu sehen). Zuerst stolpere ich da so durch, aber je steiler die Wiese wird, desto mehr komme ich ins Schwitzen, und dabei handelt es sich zu mindestens 50% um Angstschweiss.

Wandererkenntnis 2: Ich habe Höhenangst.

Zusätzlich habe ich echt Schiss davor umzuknicken und nach ein paar Minuten hat eine Mitwanderin – ca. 65 – so viel Mitleid, dass sie mir erst einen und schließlich auch ihren zweiten Wanderstock überlässt – den ich ja heute nicht brauche, weil es flach bleibt (s.0.). Irgendwann hat der Wiesenabstieg dann endlich ein Ende und wir fangen an, die ganzen Meter, die ich so eben mühsam (!) runter gestolpert bin, auf der anderen Seite ziemlich felsig wieder hochzukraxeln. Plötzlich habe ich eine Eingebung und die Vermutung, das Bergwanderer das Hoch- und Runtermühen im Sinne von „Der Weg ist das Ziel“ gut finden und das extra so machen. Ich teile diese Ansicht nicht und bin, noch erschöpft vom Abstieg, nach kürzester Zeit echt fertig mit der Welt. Ich kämpfe mich Beppo Straßenfeger mäßig Schritt für Schritt weiter nach oben und finde mich ziemlich bescheuert, weil ich das im Grunde habe kommen sehen – herzlich Willkommen Worst-Case-Szenario.

Irgendwann ist die Gruppe nicht mehr zu sehen und so versuche ich, mein eigenes Tempo zu finden: 3-5 Schritte, Pause, Fallhöhe hinter und neben mir sowie  Scham und Selbsthass ignorieren, 3-5 Schritte,… Schließlich kommt der Bergführer alleine zurück um mich zu holen. Mein Rhythmus ändert sich leicht in: 5-10 Schritte, Pause, mich beim Bergführer entschuldigen, 5-10 Schritte…. Er schafft es jedoch, meine Unzulänglichkeit charmant zu kommunizieren und schlägt mir vor, ich solle doch, sobald wir den Anstieg geschafft haben, auf der erwähnten Hütte einkehren, dort auf die Gruppe warten und gemeinsam mit ihnen absteigen. Ich müsste mir auch keine Sorgen machen, er würde die Touren dann ab morgen so planen, dass ich immer eine Alternative gehen könnte, mit der ich gut zurecht komme.  Ich bin einerseits sehr erleichtert, könnte aber auch echt heulen und kotzen (tatsächlich wegen der Anstrengung) und möchte irgendwie nur noch nach Hause.

Wir erreichen die Gruppe und ich gebe mich selbstironisch und schlagfertig, was tatsächlich auch hilft. Nach der für die Gruppe langen Rast wird auch mir noch etwas Pause gegönnt und anschließend steigen wir gemeinsam bis kurz vor der Hütte auf. Die Gruppe geht dann nach links (erst einmal wieder bergab – ha ha) und ich nach rechts, gemütlich bis zur Hütte. Auf dem Weg dorthin habe ich das erste mal wieder einen Blick für die Landschaft und die Uhr und bin dann doch ein bisschen Stolz auf die 2 Stunden, die ich insgesamt durchgehalten habe.

Maiki Verbellaalpe Aussicht Verbellaalpe

Auf der Hütte setze ich mich gemütlich in den Schatten und verbringe die 2 Stunden Wartezeit damit, die Aussicht zu geniessen, mein Lunchpaket zu essen und mit einigen Menschen ins Gespräch zu kommen. Von einem jungen Mountainbike-Pärchen aus Lindau versuche ich zu erfahren, ob ihnen das Bergauffahren Spaß macht und ernte sparsame Blicke. Nach weiteren Stichproben gelange ich zu

Wandererkenntnis 3: Wir sind nicht zum Spaß hier  – also die meiste Zeit nicht.

Die Gruppe kommt früher als erwartet und gemeinsam beginnen wir den ca. 1-stündigen Abstieg. Dieser gelingt wirklich gut und wir kommen alle gleichzeitig unten an – ich auch. Auf dem Weg nach unten kommen wir an einem See vorbei und haben wirklich tolle Ausblicke, die ich aber nur sporadisch genießen kann. Ich muss die ganze Zeit auf den Weg gucken, damit ich nicht hinfalle und kann auch nicht alle 3 Schritte stehen bleiben um zu gucken – schade eigentlich.

Im Hotel geht es erst einmal unter die Dusche und ins Bett zum verdienten Nachmittagsschlaf. Zum Abendessen erwartet mich danach erneut ein Wahnsinns 5-Gänge-Menü und im Anschluss daran lade ich die Wandergruppe erst einmal auf einen Obstler zum Wandereinstand ein. Ich erhalte tatsächlich Lob dafür, dass ich beim ersten Mal so lange durchgehalten habe und Verständnis für mein Unbehagen auf der Kuhweide. Morgen bricht die Gruppe bereits um 08:00 Uhr zu einer 7 Stunden Wanderung auf, bei der sie 700 hm überwinden und „über Fels gehen“. Ich werde gegen 10:00 Uhr zum Silvretta-Stausee fahren und drum herum wandern. Darauf freue ich mich schon und ich werde ständig stehen bleiben und Fotos machen -*yay. Mein Bergführer hat gesagt, der Weg da ist ganz. flach….