Xin chào Hanoi – da bin ich wieder…

…oder besser war, so lange wie das schon wieder her ist.

Aber was soll ich sagen, 2018 ist irgendwie ein Turbo-Sprint-Jahr, in dem so viel passiert und ich so viel erleben darf, privat und beruflich, dass ich gefühlt zwei Mal blinzle und zack ist schon wieder ein Monat um. Zu den besonderen Ereignissen zählen sicher 95. und 30. Geburtstage, spontane Ahnenforschung vor Ort, Selbst- und andere Erfahrungen während meiner Weiterbildung zur systemischen Beraterin, neue Menschen auf dieser Welt, DIE Einweihungsparty, kurzfristige Dienstreisen nach Vietnam und noch so einiges mehr.

Jetzt endlich finde ich mal Zeit und Muße (die Kombination ist aktuell nach Feierabend tatsächlich selten), hier von meiner zweiten Reise nach Vietnam zu berichten. Und das ist auch dringend nötig – ich laufe nämlich Gefahr, die knappe Woche nach und nach zu vergessen.

Mein Blog ist immer noch hervorragend für mich geeignet, um wieder ganz tief in Erlebnisse und Orte einzutauchen. Egal ob nach 2 Monaten oder nach 2 Jahren. facecbook hat mich daran erinnert, dass ich vor ziemlich genau 2 Jahren – am 22.08. – nach der Unterbrechung meiner Sabbatical-Reise wieder nach Bangkok gestartet bin. Als ich dieses Bild gesehen habe,

Aufbruch 2 Lounge Köln Bonn
Aufbruch 2 Lounge Köln Bonn

hatte ich direkt ein richtig breites Grinsen im Gesicht. Und alle Empfindungen von damals waren sofort wieder spürbar: Aufregung, Vorfreude, Neugier, Zuversicht, Verwunderung, Euphorie, Abenteuerlust und ein bisschen Schiss (okay ein bisschen mehr) – und ja, ich kann das wirklich alles gleichzeitig fühlen…. Dazu kamen dann mit dem Wissen von heute noch eine gehörige Portion Zufriedenheit, Dankbarkeit und Stolz – eigentlich immer noch unfassbar was ich in den knapp 4 Monaten 2016 so alles erlebt und gemacht habe.

Welcher Tag würde sich also besser eignen, um den Sabbatical-Faden wieder aufzunehmen und endlich diesen Artikel zu schreiben? Eben.

Eine ganz liebe Freundin hat mich, als sie den facebook-Status „Maike Maikowski reist nach Hanoi“ gesehen hat, direkt gefragt, ob ich ein klärendes Gespräch mit dieser wunderschönen Stadt führen will. Und ja, das war tatsächlich einer meiner Hintergedanken und nochmal ja – Hanoi war auf den zweiten Blick wirklich wunderschön.

Die Voraussetzungen, unter denen ich diesmal gereist bin, waren natürlich auch komplett unterschiedlich zu 2016 – quasi diametral entgegengesetzt. Ich war mit einer Delegation des BMWi in Hanoi. Näheres könnt Ihr hier nachlesen, oder mich bei Interesse einfach mal darauf ansprechen.

Ich war also nicht alleine unterwegs (eine Gruppe von fast 20 Menschen), für eine sehr überschaubare Dauer (4 Tage + Flüge), es gab ein komplett geplantes und betreutes Programm (aus dem ich immerhin einmal ausbrechen konnte um ein paar Stündchen nur für mich und Hanoi zu haben), mein Hotel war richtig toll und das wichtigste – es waren immer und überall Vietnamesen mit dabei, die mir alles erklären und jede Frage beantworten konnten. Wenn man sich nochmal mein Abbruch-Fazit aus 2016 anguckt, wurden so einige der 7 Punkte, die ich bei einem erneuten Vietnam-Besuch anders machen würde, umgesetzt.

Los ging es diesmal ab Frankfurt mit der längsten und langsamsten Check-In Schlange, die ich je gesehen habe. Mit (erstaunlicherweise nur) gut einer Stunde Verspätung sind wir dann Montag Morgen gegen 07:00 Uhr Ortszeit in Hanoi gelandet. Da gab es dann auch direkt den ersten Flashback, weil wir uns vor dem Flughafen in Sichtweite des Busbahnhofs getroffen haben, von dem aus ich Verrückte 2016 versucht habe, in die Altstadt zu kommen – mit dem falschen Bus. Da war der Empfang diesmal schon ein bisschen netter…

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Kennt Ihr vielleicht noch die Autorennspiele – ich glaube auf dem Gameboy, NES oder so – wo man gegen sich selbst als transparenten Geist fährt? Also eine Aufzeichnung aus einem früheren Versuch? So kam ich mir tatsächlich sehr oft vor und ich habe mich mindestens so oft gefragt, was ich mir selbst vielleicht sagen würde…

Nach der Abholung am Flughafen sind wir dann erst mal ins Hotel gefahren, um uns ein bisschen frisch zu machen. Das Mövenpick Hotel Hanoi kann ich wirklich vorbehaltlos empfehlen – ein Pool hätte es perfekt gemacht.

 

Das Hotel ist in der Altstadt, also genau da, wo ich 2016 auch gewesen bin. Neben dem Busbahnhof am Flughafen habe ich also auch dort einiges wiedererkannt und war an diversen Orten, an denen ich schon einmal war – aber eben mit einer ganz anderen Perspektive. Wir waren zum Beispiel am ersten Abend im Cau Go essen. Von der dortigen Dachterrasse hat man einen fantastischen Ausblick über den Hoan Kiem See.

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2016 habe ich dieses Bild gemacht:

Verkehr Hanoi bei Nacht
Verkehr Hanoi bei Nacht

Das Cau Go ist in dem Gebäude im obersten Stockwerk :-).

Apropros Essen – das kam 2016 ja nun wirklich viel zu kurz – und was habe ich da verpasst?! Falls jemand ein gutes vietnamesisches Restaurant hier in der Nähe kennt – ich bin sofort dabei.

 

Der große Vorteil war ja jetzt, dass uns die vietnamesischen Begleiter immer sofort erklären konnten, was wir zu essen bekommen und wie das zubereitet wird, was das ganze sehr rund und zu einem richtigen Erlebnis gemacht hat. Ich habe auch die Herausforderungen „förmliches Geschäftsessen – Nudelsuppe mit Stäbchen essen“ und „mittags in der Deutschen Botschaft Rotwein zum Essen trinken“ mehr oder weniger erfolgreich gemeistert.

Das Essen auf dem letzten Bild durfte ich mit Schülerinnen und Schülern eines Internats zu mir nehmen. Sie werden dort auf ihre Ausbildung in Deutschland vorbereitet, sprachlich und kulturell. Sie haben mir erklärt, was ich wie essen soll und ich habe im Gegenzug Fragen über Deutschland beantwortet. Gar nicht so einfach – also beides. In jedem Fall war und bin ich tief beeindruckt von dem Vormittag, den ich mit ihnen verbringen durfte – von ihren Sprachkenntnissen, ihrem Mut in ein anderes Land am anderen Ende der Welt zu gehen ihrer Zuversicht, ihrer Offenheit und von ihrem Humor.

Zur Vorbereitung auf die diesjährige Reise habe ich den „Fettnäpfchenführer Vietnam“ gelesen – und sehr gelacht. Den hätte ich zu großen Teilen auch schreiben können, so sehr haben sich meine Erfahrungen (die ich auch hier mit Euch geteilt habe) mit denen der Autoren gedeckt. Was ich aber gar nicht mehr nachvollziehen kann ist mein Eindruck dahin gehend, dass viele Vietnamesen unfreundlich auf mich gewirkt haben, insbesondere im direkten Vergleich mit den Menschen, die ich in Thailand getroffen habe. Die einzige Erklärung die ich da heute für habe ist, dass ich – so fertig und verzweifelt wie ich damals war – einfach die entsprechende Reaktion bekommen habe.

Neben den tollen und tief gehenden Begegnungen im Internat durfte ich in der kurzen Zeit noch sehr viele höchst unterschiedliche Eindrücke in und um Hanoi sammeln.

 

Auch wenn es nur ein paar Tage in Hanoi waren, die sich im Alltag fast weg denken, habe ich eine Menge aus dieser Zeit gelernt. Zum einen durfte ich ein bisschen unter die Touristen-Oberfläche schauen. Ich konnte Zeit mit Einheimischen verbringen und hinter die ein oder andere Kulisse spinksen. Vietnam hat in den letzten Jahren eine rasante Entwicklung gemacht, die noch lange nicht vorbei ist. Es wird sicher spannend zu beobachten, wie die Vietnamesen mit diesen Veränderungen umgehen und welche Rolle wir dabei spielen werden.

Zum anderen bin ich froh, die Chance genutzt zu haben, noch einmal nach Hanoi zu reisen. Ich hatte nach ein bisschen Reflektion in 2016 ja schon vermutet, dass es mir dort unter etwas anderen Voraussetzungen doch gefallen könnte. Und nein, es muss auch nicht zwangsläufig ein 5-Sterne Hotel mit 24 Stunden-rundum-sorglos-Betreuung und einer 20-köpfigen Reisegruppe sein. Irgendwas dazwischen geht bestimmt auch.

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Aktuell habe ich leider erst mal keine weitere Reise geplant. Mir steht gerade – erstaunlicherweise – nicht so der Sinn danach, alleine weg zu fahren und so eine ganz konkrete Idee wohin habe ich darüber hinaus auch nicht. Ich habe allerdings so eine innere Unruhe – im positivsten Sinne – dass der nächste richtige Urlaub wieder was größeres sein sollte. Und dafür muss ich erst mal ein bisschen in mich gehen – und ein bisschen mehr noch: sparen.

In der Zwischenzeit reichen mir ein paar Tage im Jahr in Zeeland und die eingangs beschriebenen vielen tollen kleinen und großen Erlebnisse – in der nächsten Woche alleine schon wieder 2-4 je nachdem ;-).

Es gibt Gelegenheiten, die muss man einfach beim Schopfe packen…

…und so trete ich Mitte Juni eine 6-tägige Dienstreise an. Das an sich ist ja nicht ungewöhnlich – jetzt gerade bin ich auch (mal wieder) in Berlin, zum HSK übrigens.

Das Besondere an der kommenden Reise ist vielmehr das Ziel. Ich werde nicht nur (erstmalig mit Fliege) das Land, sondern direkt den Kontinent verlassen: Es geht nach Hanoi – oder besser z u r ü c k nach Hanoi.

Einige von Euch denken jetzt bestimmt so was wie „oh je“ und „ausgerechnet“ und ja, das ging mir zuerst auch so. Allerdings nicht sehr lange. Ganz schnell wurde daraus ein „und sowas von“ Vietnam und „erst recht“ Hanoi.

Ich freue mich wahnsinnig darauf, ein bisschen älter, erfahrener und vielleicht auch weiser (haha), auf meinen eigenen Spuren zu wandeln und bin sehr gespannt darauf, wie ich die Dinge heute so empfinde.

Vietnam unter völlig anderen Voraussetzungen besuchen und aus einer veränderten Perspektive betrachten zu können, erlebe ich als großartige Chance und für die bin ich mehr als dankbar.

Beruflich wird es natürlich auch extrem spannend. Was genau ich davon hier berichten kann, kläre ich noch ab.

Jede Reise beginnt…

…mit einem ersten Schritt und natürlich mit der Anreise. Mein Weg nach Vietnam hat  schon Mittwoch Morgen in Dülken begonnen und ist physisch bereits seit ein paar Stunden abgeschlossen – ich bin in Hanoi! Angekommen bin ich allerdings noch nicht.

Nach einem sehr herzlichen aber für mich nicht ganz leichten Abschied am Bahnhof ist die Zugfahrt nach Amsterdam ohne größere Vorkommnisse und weitgehend pünktlich verlaufen. Auch wenn ich nur kurz da war, hat mir das was ich von Amsterdam gesehen habe sehr gut gefallen und ich komme gerne noch einmal wieder – auch um die Frage zu klären ob ich lieber in einem Haus an oder einem Boot auf einer Gracht leben wollen würde.

Ich habe in einem günstigen Hotel in der Nähe vom Flughafen Schiphol gewohnt und die ganze Nacht Flugzeuge starten gehört. Vielleicht kennt ja jemand noch den Film Gattaca. Da sieht man im Hintergrund immer wieder Raketen starten, quasi als die Spannung steigerndes Element – einen ähnlichen Effekt hatte die zwar nicht sehr laute aber immer präsente Geräuschkulisse auch auf mich, viel schlafen konnte ich nicht.

Es gab vor dem Boarding dann noch eine kurze Schrecksekunde, als sich mir beim Warten mit Panoramablick auf einmal das folgende Bild bot:

IMG_20160623_100303Erster Gedanke: Krass, es brennt. Dann innerhalb von Millisekunden dieses heiße Ziehen in der Magengegend, Blutdruck und Puls gehen hoch, im Film bersten jetzt gleich erst mal die Scheiben, was tun? Kampf oder Flucht – halt,  erst mal gucken – wie reagieren eigentlich die anderen? Gar nicht. Langeweile. Vereinzeltes Grinsen. Na dann erst mal Luft holen. Die Brandweer vom Luchthaven Schiphol führt ihre Löschübungen einfach mal ganz keck mitten im regulären Flugverkehr – halt unter realen Bedingungen – durch. Mit Rauch und Blaulicht und allem Zipp und Zapp. Das Spektakel bzw. Übungsobjekt nennt sich „FireFly“ und hat auch bei anderen Passagieren nach mir noch panische Blicke ausgelöst. Ich habe gelangweilt geguckt und vereinzelt gegrinst.

Mit ein wenig Verspätung ist dann mein Flieger nach Singapur gestartet – wie auch immer das schwimmend funktioniert. Es hat  in der Nacht so viel geregnet, dass die Startbahn eher eine Regattabahn war – aber mit Wasser kennen sich die Holländer ja Gott sei Dank auch aus.

IMG_20160623_094618Die gut 12 1/2 Stunden Flugzeit waren wirklich lang. Schlafen konnte ich mal wieder nicht, ich habe stattdessen anderthalb Filme – für die Cineasten London Has Fallen (ganz) und 10 Cloverfield Lane (halb) – sowie alle 8 Folgen von 11.22.63 geguckt. Über Indien konnte ich dann mal ein Gewitter von oben anschauen – echt faszinierend, wie viele Blitze da so tatsächlich zucken!

Nach ein paar Stunden Aufenthalt in Singapur durfte ich dann nochmal knapp 4 Stunden fliegen und bin gegen Mittag in Hanoi angekommen. Die Einreise mit meinem Visum aus Berlin verlief problemlos und zack war ich in Vietnam.

Das ist jetzt natürlich sehr profan, aber der erste Eindruck – warm und schwül hoch 1000. Das Gefühl ist auch immer noch so, egal was man tut, man schwitzt immer, ich bin sehr gespannt, ob ich mich daran noch gewöhne.

Ich hatte mir zum Ziel gesetzt nicht mit einem Taxi, sondern mit dem öffentlichen Bus Nr. 17 vom Flughafen ins Stadtzentrum – Old Quartier – zu fahren. Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung mehr warum ich das unbedingt wollte, aber ich habe mich bis zum Bussteig durchgefragt allerdings nicht bemerkt, dass die 17 durchgestrichen war und nur noch die 7 da stand. Als der Bus kam ging dann alles ganz schnell, hier halten die Fahrer nämlich nicht unbedingt ganz an, um die Fahrgäste ein- und aussteigen zu lassen.

Als ich mit Gepäck dann irgendwie relativ abenteuerlich im Bus war, habe ich versucht zu sagen wo ich hin will, aber in manchen Situationen ist Englisch hier doch wenig hilfreich. Der Fahrer hat mir mit vielen Gesten und mit Hilfe eines Polizisten erklärt, dass die Fahrt 8000 Dong kostet (33 ct), die ich Dank meiner lieben Kollegen auch direkt bar zahlen konnte. Nachdem ich das Ticket dann gekauft hatte, hat mir der Polizist dann erst mal erklärt, dass ich im falschen Bus bin – 7 nicht 17, und das funktioniert hier nicht so wie bei der 009 und 019….

Immerhin ist der Bus nach Hanoi gefahren, aber eben in einen völlig anderen Stadtteil. Ich habe mir dann ein Taxi gerufen und bin direkt auf Touristenfalle Nummer 1 reingefallen. Wir haben vorher einen Preis abgestimmt, der dann am Ende natürlich ein Missverständnis und deutlich teurer war. Ich habe den zwar Preis aufgeschrieben, wusste aber nicht, wie das hier üblich ist. Preise werden ohne die tausender notiert, also 60 für 60.000 Dong. Ich wollte geschickt mit 2.000 Dong in die Verhandlungen einsteigen und habe mich noch gewundert, das der Fahrer sofort genickt und gegrinst hat. Am Ende habe ich dann allerdings nur 200.000 Dong (8€) und nicht 2.000.000 bezahlt, also ganz glimpflich.

Das tückische hier ist, dass man zu Beginn glaubt, man könnte sich aus Schildern irgendwelche Infos erschließen, weil ja grundsätzlich lateinische Buchstaben verwendet werden – keine Chance. Auch die Straßennamen, Ortsteile etc. sind – zumindest für mich – überhaupt nicht einprägsam.

Im Hotel angekommen dann die nächste Überraschung: das Zimmer, was ich bereits im Januar reserviert hatte, war nicht mehr frei, nur noch eine Kategorie schlechter. Ich muss sagen, dass ich zu diesem Zeitpunkt schon echt genervt und hundemüde war, und deswegen auf Fenster, Platz und alles andere verzichtet habe. Hauptsache Bett und Dusche.

Dann kam – was ich eigentlich schon früher erwartet habe – natürlich das Loch und der Gedanke: Was habe ich mir eigentlich dabei gedacht 4 Monate weg zu gehen, in eine völlig andere Welt???

Ich habe mich inzwischen ein bisschen akklimatisiert und die Umgebung erkundet, aber ich denke, dass mich dieser Gedanke noch ein bisschen begleiten wird.

Hier noch ein paar erste Eindrücke aus meiner Umgebung.

Nach einem längeren Stromausfall heute Morgen komme ich erst jetzt zum Schreiben und werde nun meine Erkundungstour fortsetzen. Bericht folgt 🙂