Auf geht’s in den Wanderurlaub und Ring frei für den Urlaubs-Blog-Test….
Ich hatte die hervorragende Idee, mein Urlaubsschicksal in die Hände der Deutschen Bahn zu legen, zumindest am An- und Abreisetag. Ein Blitzeinschlag zwischen Köln und Düsseldorf hat mittels 45 Minuten Verspätung direkt zu Beginn der Reise dafür gesorgt, dass ich erst in Landeck-Zams mit erreichen des Postbusses nach Galtür entspannt sein werde (max. 60 Minuten sind kompensierbar)….und hoffentlich wird „Blitzschlag“ nicht das Leitmotiv meiner ersten Alpenerfahrung im Sommer.
Ab Schwaben wird es richtig voll und warm. Direkt neben mir lässt sich eine Familie mit drei Kindern von ca. 2 bis 6 Jahren nieder. Die Kinder sind bestens gerüstet und haben von Bio-Vital-Bären (gibts’s tatsächlich) bis Prinzessin Lillifee-Heften mit Superspielzeug alles dabei. Leider sind es eben Kinder und nach 10 Minuten entbrennen wilde Kämpfe und glitzernde Lillifee-Kleinsteile fliegen durch die Gegend. Ich gehe mir erst mal ein eiskaltes Radler holen (Prost!) und stelle auf dem Weg in den Kiosk im Viehwagen fest, dass es in den anderen Waggons locker 15° wärmer ist. Glück gehabt. Radler wirkt…
Irgendwann kommen wir dann tatsächlich in Landeck-Zams an und das auch noch rechtzeitig für meinen Bus. Wir fahren durch allerlei Tiroler Dörfer und mir fällt jetzt, da ich die Berge das erste Mal ohne Schnee sehe, auf, wie eng so ein Tal doch sein kann und empfinde die Szenerie etwas beklemmend. Erleichterung macht sich breit, als wir in Galtür ankommen – ein herrlich weites Tal mit viel Wiese, bevor die Berge losgehen *yay.
Im Hotel angekommen folgt direkt das zweite *yay: mein Zimmer ist recht groß mit einem tollen Ausblick-Erker. Zwar ist alles traditionell im Landhausstil gehalten und schon etwas in die Jahre gekommen, aber super sauber und bequem und ich bin ja auch auf dem Land. Nach der Erstbesichtigung gehe ich sofort zum Essen, für das ich im Grunde schon zu spät bin. Es folgt *yay Nr. 3 in Form eines sehr sehr leckren 5 Gänge Menüs – das erwartet mich nun jeden Abend!
Für’s Sabbatical gelernt:
- Der Dufflebag ist großartig
- Hörbücher mitnehmen
- Auf dem langen Flug unbedingt eine Jogginghose anziehen
Ich werde am nächsten Tag gegen 6:00 Uhr von der Sonne geweckt und sehe im Grunde unbeabsichtigt meinen ersten Sonnenaufgang in den Bergen…
Um 08:30 Uhr starten wir dann zu meiner ersten Wandertour – ever. Wir sind 8 Wanderer und unser Bergführer. 7 von 8 Wanderern sind sehr wandererfahren, sicher im Gelände, topfit und teilweise sogar Schweizer – und dann bin da noch ich. Ausgerüstet bin ich angemessen, habe 2 Liter „Schiwasser“ und mein vom Hotel hergerichtetes Lunchpaket dabei, bin eingecremt und trage einen Hut – kann ja nix mehr schief gehen, oder?! Unser Wanderführer hat die Tour am Vorabend als sehr einfach und flach beschrieben, mit einer Steigung von 150 hm, also alles gar kein Problem und Stöcke brauche ich heute auch erst einmal nicht.
Wandererkenntnis 1: Ein Tiroler versteht unter flach etwas völlig anderes, als eine Niederrheinerin.
Es geht dann auch erst einmal wirklich schön los, wir wandern ein Stück um einen Stausee herum, mein Puls geht zwar bei jeder Steigung ordentlich hoch, aber ich kann zwischendurch noch Fotos machen und halte Anschluss an die Gruppe.
Das waren die ersten 10 Minuten der 5-stündigen Tour. Es geht dann auf einen Fahrweg (Schotterstraße), der sich in Serpentinen zu einer Almhütte schlängelt, die auf ca. 1.950m liegt. Wir befinden uns derzeit auf ca. 1.800m, wollen aber gar nicht zu dieser Alm, sondern zuerst zu einem See, der ungefähr auf gleicher Höher an der Bergkuppe gegenüber liegt und dann noch ein Stückchen rum (Für Menschen, die sich hier auskennen: Startpunkt Koppsee, Ziel Wiegensee, über Verbellaalpe zurück).
Zu meiner Verwunderung gehen wir erst einmal ein ganzes Stück bergab. Zunächst auf dem Fahrweg, nach ein paar Minuten aber querfeldein über eine große Wiese, die sehr steil wird und durchzogen ist von Kratern. Diese sind tief, teilweise im Gras versteckt, voller Schlamm und kommen von den Kühen, die hier weiden (jetzt nicht zu sehen). Zuerst stolpere ich da so durch, aber je steiler die Wiese wird, desto mehr komme ich ins Schwitzen, und dabei handelt es sich zu mindestens 50% um Angstschweiss.
Wandererkenntnis 2: Ich habe Höhenangst.
Zusätzlich habe ich echt Schiss davor umzuknicken und nach ein paar Minuten hat eine Mitwanderin – ca. 65 – so viel Mitleid, dass sie mir erst einen und schließlich auch ihren zweiten Wanderstock überlässt – den ich ja heute nicht brauche, weil es flach bleibt (s.0.). Irgendwann hat der Wiesenabstieg dann endlich ein Ende und wir fangen an, die ganzen Meter, die ich so eben mühsam (!) runter gestolpert bin, auf der anderen Seite ziemlich felsig wieder hochzukraxeln. Plötzlich habe ich eine Eingebung und die Vermutung, das Bergwanderer das Hoch- und Runtermühen im Sinne von „Der Weg ist das Ziel“ gut finden und das extra so machen. Ich teile diese Ansicht nicht und bin, noch erschöpft vom Abstieg, nach kürzester Zeit echt fertig mit der Welt. Ich kämpfe mich Beppo Straßenfeger mäßig Schritt für Schritt weiter nach oben und finde mich ziemlich bescheuert, weil ich das im Grunde habe kommen sehen – herzlich Willkommen Worst-Case-Szenario.
Irgendwann ist die Gruppe nicht mehr zu sehen und so versuche ich, mein eigenes Tempo zu finden: 3-5 Schritte, Pause, Fallhöhe hinter und neben mir sowie Scham und Selbsthass ignorieren, 3-5 Schritte,… Schließlich kommt der Bergführer alleine zurück um mich zu holen. Mein Rhythmus ändert sich leicht in: 5-10 Schritte, Pause, mich beim Bergführer entschuldigen, 5-10 Schritte…. Er schafft es jedoch, meine Unzulänglichkeit charmant zu kommunizieren und schlägt mir vor, ich solle doch, sobald wir den Anstieg geschafft haben, auf der erwähnten Hütte einkehren, dort auf die Gruppe warten und gemeinsam mit ihnen absteigen. Ich müsste mir auch keine Sorgen machen, er würde die Touren dann ab morgen so planen, dass ich immer eine Alternative gehen könnte, mit der ich gut zurecht komme. Ich bin einerseits sehr erleichtert, könnte aber auch echt heulen und kotzen (tatsächlich wegen der Anstrengung) und möchte irgendwie nur noch nach Hause.
Wir erreichen die Gruppe und ich gebe mich selbstironisch und schlagfertig, was tatsächlich auch hilft. Nach der für die Gruppe langen Rast wird auch mir noch etwas Pause gegönnt und anschließend steigen wir gemeinsam bis kurz vor der Hütte auf. Die Gruppe geht dann nach links (erst einmal wieder bergab – ha ha) und ich nach rechts, gemütlich bis zur Hütte. Auf dem Weg dorthin habe ich das erste mal wieder einen Blick für die Landschaft und die Uhr und bin dann doch ein bisschen Stolz auf die 2 Stunden, die ich insgesamt durchgehalten habe.
Auf der Hütte setze ich mich gemütlich in den Schatten und verbringe die 2 Stunden Wartezeit damit, die Aussicht zu geniessen, mein Lunchpaket zu essen und mit einigen Menschen ins Gespräch zu kommen. Von einem jungen Mountainbike-Pärchen aus Lindau versuche ich zu erfahren, ob ihnen das Bergauffahren Spaß macht und ernte sparsame Blicke. Nach weiteren Stichproben gelange ich zu
Wandererkenntnis 3: Wir sind nicht zum Spaß hier – also die meiste Zeit nicht.
Die Gruppe kommt früher als erwartet und gemeinsam beginnen wir den ca. 1-stündigen Abstieg. Dieser gelingt wirklich gut und wir kommen alle gleichzeitig unten an – ich auch. Auf dem Weg nach unten kommen wir an einem See vorbei und haben wirklich tolle Ausblicke, die ich aber nur sporadisch genießen kann. Ich muss die ganze Zeit auf den Weg gucken, damit ich nicht hinfalle und kann auch nicht alle 3 Schritte stehen bleiben um zu gucken – schade eigentlich.
Im Hotel geht es erst einmal unter die Dusche und ins Bett zum verdienten Nachmittagsschlaf. Zum Abendessen erwartet mich danach erneut ein Wahnsinns 5-Gänge-Menü und im Anschluss daran lade ich die Wandergruppe erst einmal auf einen Obstler zum Wandereinstand ein. Ich erhalte tatsächlich Lob dafür, dass ich beim ersten Mal so lange durchgehalten habe und Verständnis für mein Unbehagen auf der Kuhweide. Morgen bricht die Gruppe bereits um 08:00 Uhr zu einer 7 Stunden Wanderung auf, bei der sie 700 hm überwinden und „über Fels gehen“. Ich werde gegen 10:00 Uhr zum Silvretta-Stausee fahren und drum herum wandern. Darauf freue ich mich schon und ich werde ständig stehen bleiben und Fotos machen -*yay. Mein Bergführer hat gesagt, der Weg da ist ganz. flach….
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