Zurück in die Zukunft

Mein Flug von Seoul nach Hawaii startet am 19.09. abends um 20:30 Uhr und dauert gut 9 Stunden. Weil ich die Datumsgrenze überfliege, komme ich aber nicht Dienstag Morgen in Honolulu an, sondern es ist *Bam* wieder Montag Morgen, 10:30 Uhr.

Bisher war es bei mir im Vergleich zu Deutschland später, 5 bzw. 7 Stunden. Auf Hawaii ist es bei mir dann 12 Stunden früher…

Für jeden Geschäftsreisenden zwischen Asien und den USA bestimmt Pille Palle, aber ich finde das total abgefahren. Quasi ein Murmeltiertag.

Bis später dann…oder früher… :-).

Zwischen den Welten

Am Donnerstag habe ich das paradiesische Phangan verlassen und mich auf den Weg nach Seoul gemacht: Transfer vom Hotel zum Pier, dann mit der Fähre nach Koh Samui, weiter mit dem Bus zum Flughafen und ab in den Flieger nach Bangkok, von da aus dann der Weiterflug nach Seoul. Thailand hat mir den Abschied in ganz unterschiedlichen Ausprägungen nicht leicht gemacht.

Mit ein wenig Verspätung bin ich dann schließlich gut in Seoul angekommen und ohne Probleme eingereist. Vor der Einreise werden übrigens alle Fluggäste mit einer Wärmebildkamera gefilmt, damit man diejenigen mit Fieber aussortieren kann. Habe ich so auch noch nicht erlebt. Nachdem ich noch am Geldautomaten war, bin ich via AirportExpress zum Hostel gefahren. Hier sehen irgendwie alle Automaten, egal ob ATM oder Fahrkartenautomat, aus wie Spielautomaten im Casino und machen auch entsprechenden Lärm. Auf Englisch eingestellt aber alles gar kein Problem.

In Seoul habe ich das erste Mal auf meiner Reise im Hostel übernachtet. Das ist natürlich überhaupt kein Vergleich zu den Hotels zuvor, aber es war die absolut richtige Entscheidung.

Ich habe zwei Mormoninnen aus Russland und Utah getroffen, mit Australiern und Schweizern Reiseerfahrungen ausgetauscht, mit zwei ursprünglich aus Vietnam stammenden Münchnerinnen, einem Peruaner und der koreanischen Hostelmitarbeiterin gepuzzelt und mich mit einem Stuttgarter zu einem Ausflug verabredet. Quasi die perfekte Hostelerfahrung.

Mein erster Spaziergang diente primär dazu, die Gegend zu erkunden und mich zu akklimatisieren, hatte aber auch ein ganz konkretes Ziel.

Das Hostel ist in Hongdae, ein Studentenviertel in dem es unendlich viele Cafés und Restaurants gibt. Die Cafés haben oft willkürliche Nonens-Namen („Nein danke“), verfolgen manchmal aber auch ein ganz konkretes Thema: man kann dort beispielsweise puzzeln, Sachen aus Lego bauen oder Handyhüllen designen – das nenn‘ ich mal Erlebnisgastronomie. Mein Ziel am Freitag, welches ich nach ein wenig verirren und durchfragen dann tatsächlich auch gefunden habe, war das Bauhaus Dog Café.

Da geht man hin, um die Hunde zu beobachten, zu streicheln und zu füttern. Aus Menschensicht ziemlich ungemütlich, aber die Hunde haben sich sichtlich wohl gefühlt.

Die Straßen waren am Freitag relativ leer, weil einen Tag zuvor das koreanische Erntedankfest gefeiert wurde, was sich im Laufe des Wochenendes aber noch geändert hat.

Abends wollte ich dann das erste Mal in Seoul essen gehen, was eine größere Herausforderung wurde, als angenommen. Wenn es eine Sache gibt, die man als Alleinreisende können sollte, ist das aus meiner Sicht alleine in ein Restaurant gehen und sich dabei gut fühlen. Korea ist neben Kimchi berühmt für das Korean Barbecue. Das ist für eine Person schlicht zu viel und die meisten Restaurants vergeben nur Tische ab zwei Personen. Wenn man das weiß, alles gut. Ich kam mir allerdings ziemlich komisch vor, bis es mir am nächsten Tag jemand im Hostel erklärt hat. Irgendwann habe ich doch noch ein Restaurant gefunden, das ich einladend fand und wo ich auch reingelassen wurde. Die Karte war – natürlich – auf Koreanisch. Da der Kellner kein Englisch konnte, habe ich mich vom Nebentisch beraten lassen und quasi Nudeln mit Schweinefleisch und Gemüse bekommen.

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Das war erstaunlich lecker und hat für zwei Tage gereicht. Das Highlight hier ist das Roadsteak. Man bekommt ein großes Bier, Pommes und Steak und zwar so, dass man beim Gehen das Bier halten und gleichzeitig Essen kann.

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Ich habe Seoul als eine wahnsinnig junge, moderne und lebendige Stadt wahrgenommen, mit sehr selbstbewussten und aufgeschlossenen Bewohnern – im positivsten Sinne. Nichts desto trotz ist Südkorea auch geprägt von der Teilung bzw. Abspaltung von Nordkorea. Da ich hierüber relativ wenig wusste, bin ich Samstag zum War Memorial aufgebrochen.

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Das beschäftigt sich grundsätzlich mit allen Kriegen mit koreanischer Beteiligung, legt aber einen besonderen Fokus auf den Koreakrieg. Hier gibt es natürlich einige Parallelen zur Trennung von BRD und DDR. Ich persönlich verbinde – obwohl ich das Ereignis natürlich wertschätze – wenig Emotionen mit der Wiedervereinigung, einfach, weil ich damals noch zu jung war um die Teilung wirklich zu erfahren. Den innigen Wunsch nach einem gemeinsamen Staat in Seoul zu erleben, hat mich ein Stück sensibilisiert und bewegt.

Nach einem kurzen Abstecher nach Itaewon bin ich anschließend mit dem Bus zum N Seoul Tower gefahren (hier vom War Memorial aus fotografiert).

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Der Turm steht auf dem Namsan und überragt Seoul um insgesamt knapp 480 Meter. Die Aussicht war, trotz des Andrangs, Dank des guten Wetters fantastisch.

Hier dann auch noch einmal das War Memorial von N-Tower aus fotografiert.

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Ich habe lange überlegt, ob ich es machen soll oder nicht, aber letztendlich wollte ich meine Eindrücke aus dem War Memorial noch etwas praktisch vertiefen. So habe ich am Sonntag eine Tour zur Demilitarisierten Zone gemacht.

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Unser Tourguide hieß Han, sein englischer Name war Ron (direkt total sympathisch) und wir waren der Einfachheit halber Han’s Group.

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Es gibt verschiedene Stationen, die man besuchen kann. Das Highlight für viele ist die Joint Security Area (JSA), in welcher sich Gebäude befinden, die von Nord- und Südkorea genutzt werden. Hier ist zudem die Brücke ohne Wiederkehr. Für diese Tour muss man sich mindestens eine Woche im Voraus registrieren und derzeit sind beide genannten Ziele geschlossen, da kürzlich neue Minen dort gefunden wurden (O-Ton Han). In der JSA waren wir also nicht.

Stattdessen haben wir uns zunächst – nach einem kurzen Film – einen von insgesamt vier Inflitrationstunneln angesehen. Nordkorea hat diese mit dem Ziel Seoul angelegt, der vierte und letzte wurde erst 1990 und auch nur aufgrund von Informationen eines Flüchtlings/Informanten aus Nordkorea entdeckt.

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Das Bild zeigt eine Nachbildung überirdisch, im eigentlichen Tunnel ist fotografieren nicht erlaubt. Ab- und Aufstieg waren ein toller Frühsport. Über eine Strecke von 350m überwindet man rund 70 Höhenmeter. Man marschiert also runter, dann ca. 200m gebückt (sogar ich) mit Helm durch den Tunnel, bis man vor einer Mauer steht. Insgesamt 3 davon haben die Südkoreaner errichtet, um den Durchgang zu versperren. Nachdem man sich das angeguckt hat dreht man wieder um geht wieder zurück. War natürlich konditionell gar kein Problem für mich ;-).

Anschließend ging es zu einem Observation Point, von dem man – wie früher in Berlin – nach Nordkorea gucken kann.

Von links nach rechts sieht man auf dem Panoramabild zwei echte Nordkoreanische Dörfer, eine echte Nordkoreanische Großstadt, eine stillgelegte Fabrik, einen Störmast, eine Nordkoreanische Flagge, ein Nordkoreanisches Kulissendorf, eine Südkoreanische Flagge und ein Südkoreanisches Dorf.

Südkorea hat zuerst eine Flagge gehisst, dann Nordkorea eine größere und dann ging das immer hin und her. Südkorea hat irgendwann aufgegeben. Die Fabrik war der Versuch einer Kooperation beider Länder. Südkorea hat in Nordkorea Waren produziert und mit der Nordkoreanischen Regierung den Lohn für die Arbeiter verhandelt. Diesen hat Nordkorea aber nie in der vereinbarten Höhe gezahlt und davon stattdessen Raketentests finanziert. Um dies zu unterbinden wurde die Fabrik Anfang des Jahres geschlossen.

Was wir nicht gehört haben, waren die berüchtigten Propagandalautsprecher. Beide Länder beschallen sich hier schon mal gegenseitig. Laut Han kommen aus Südkorea der Wetterbericht, K-Pop, Nachrichten aus Südkorea und der Welt und (natürlich) Schmähungen gegen Nordkorea.

Auch wenn derzeit eine Lösung des Koreakonflikts weit entfernt scheint, ist die allgemeine Darstellung schon von einer gewissen Hoffnung geprägt. Mitten in der DMZ steht z.B. ein voll funktionsfähiger und recht neuer Bahnhof, über den derzeit allerdings nur Touristen in die DMZ kommen. Es gibt zwar eine Verbindung bis nach Nordkorea, der Zug fährt aber natürlich vor der Grenze wieder zurück. Wenn die Grenze irgendwann geöffnet wird, gibt es auf jeden Fall schon das passende Schild.

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Nach dem interessanten aber auch ein wenig aufwühlenden Start in den Sonntag habe ich mich noch einmal in ein Themencafé begeben – das Raccoon Café. *YAY*

Den Reisemontag habe ich dann noch einmal genutzt, um ein ganz anderes Gesicht von Seoul zu erkunden, das Viertel rund um die City Hall.

Hier sind neben Banken und Firmensitzen auch viele Botschaften, Regierungsgebäude und Museen.

Der Telefonhörer klingelt, wenn man drunter durch geht. An der Miró-Ausstellung konnte ich übrigens nicht vorbeigehen und habe dort ein inspirierendes Stündchen verbracht.

Am Ende der Straße bietet sich dann auf einmal ein ganz anderes Bild.

Der riesige Gyeongbokgung-Palast. Hier habe ich dann auch mal Fotos von Koeranerinnen gemacht – natürlich habe ich vorher gefragt.

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Die Hanbok erinnern ein kleines bisschen an Lane’s Hochzeitskleid, oder? Also zumindest der hohe Rock ;-). Dieses sehr koreanische Bild ist zumindest ein schöner Abschluss für meinen Bericht aus Seoul.

Auf dem verlängerten Zwischenstopp habe ich, obwohl ich in der Kürze der Zeit schon echt viel gemacht habe, natürlich nur einen Bruchteil von Seoul und eben auch von Südkorea sehen können. Eine Wiederkehr würde ich durchaus nicht ausschließen.

Ich mache mich jetzt gleich auf den Weg zum Flughafen Incheon und von da aus geht es dann nach HAWAII! 🙂

Auf dem Weg über den Pazifik wird etwas ziemlich verrücktes passieren. Weil ich mich schon seit ich die Route geplant habe darauf freue, widme ich diesem Ereignis sogar einen eigenen Post direkt im Anschluss!

Khop Khun Khaa, Land des Lächelns!

Wenn es am schönsten ist, soll man ja bekanntlich gehen – also mache ich das jetzt. So sehr ich mich auf Seoul, Hawaii und New York freue, ein paar Tage hätte ich schon noch auf Koh Phangan bleiben können!

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Vom Cottage und der allgegenwärtigen Aussicht habe ich ja eigentlich schon genug geschwärmt…aber so bin ich die letzten 10 Tagen geweckt geworden:

Darüber hinaus war das Frühstück fantastisch und der perfekte Start in den Tag. Wie in Thailand üblich gab es eine Kombination von westlichen Frühstückselementen – im Panviman aussergewöhnlich vielfältig – warmen (asiatischen) Speisen und viel frischem Obst. Ideal zum Kaffee waren kleine Bällchen aus Teig mit Kokosmilch: Khanomkrog. Sehr sehr lecker. Da kann man schon mal ein oder zwei Stündchen mit entsprechender Lektüre verbummeln und ist ausreichend gestärkt für Schwimmen, Lesen oder Blog schreiben. Nach einem Mittagsschlaf lockte anschließend das Dorf zu einer Massage und evtl. noch einer Kleinigkeit zum Abendessen. An so einen Tagesablauf kann man sich echt gewöhnen.

Pünktlich zum Abschied gab es hier am Mittwoch noch ein kleines Highlight in Form einer Hochzeit.

Die Braut kommt aus Australien, der Bräutigam aus Kroatien. Da liegt Thailand ja quasi in der Mitte. Es war schon spannend, wie sich quasi das ganze Hotel darauf vorbereitet hat und jeden Tag neue Hochzeitsgäste aus aller Welt eingetroffen sind. Während ich die Zeremonie aus dem Pool heraus beobachtet habe – die Tatsache an sich war schon großartig – habe ich überlegt wie genial das wäre,  Euch alle mal eben hier hin zu beamen – das wäre ein Fest geworden 🙂

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In Thailand stellen ganz banale und alltägliche Dinge manchmal das ein oder andere Abenteuer dar, insbesondere für jemanden wie mich, der mit  Tierchen ab 6 Beinen so gar nicht klar kommt. Da wird quasi jeder Gang ins Bad zur vorsichtigen Expedition. Ich bin glücklicherweise nur 2-3 Mal wirklich fündig geworden. Reaktion beim ersten Mal: Defensives Fluchen, Roomservice rufen, am anderen Ende des Cottages auf diesen warten, parallel vorsichtshalber mal mit Mama Kontakt aufnehmen. Inzwischen habe ich es auch mal geschafft, ein Glas über La Cucaracha zu stülpen, aber auch nur weil die schon halb tot war, sonst sind die ja erstaunlich schnell – vermutlich haben die Zimmermädchen extra gründlich gesprüht. Das ist in Südostasien im Grunde keine große Sache, kein Anzeichen für schlechte Hygiene und mehr oder weniger normal – für mich allerdings jedesmal der blanke Horror. Bei meinen Dorfrunden habe ich deshalb aus Prinzip keine Brille angehabt und versucht, einfach nicht so genau hinzugucken – hat meist ganz gut geklappt.

Kein Problem hatte ich dagegen mit den ganzen Geckos, auch wenn wir uns manchmal ein Zimmer geteilt haben. Neulich am Pool habe ich mich gewundert, weil der vermeintliche Gecko so groß war und „schiemlich“ forsch auf mich „schu“ rannte, normalerweise laufen die ja vor einem weg. Als das Vieh immer näher kam habe ich irgendwann die „Schunge“ gesehen, die war so schlangenartig – Wawa Waran. Wollte aber nur an mir vorbei und war genau so schön wie harmlos (weil für einen Waran noch sehr klein).

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Ein wunderbares Schauspiel haben die Fledermäuse geboten, die jeden Abend in der Dämmerung vor meinem Balkon gejagt haben. Wegen der Mücken habe ich versucht zu vermeiden, während dieser Zeit draußen zu sein und konnte sie oft beobachten und anfeuern.

Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass viele Tranfers auf den Inseln mit Pick-Ups gemacht werden. Man setzt sich auf eine schmale Bank auf der Ladefläche und muss sich und seine Taschen irgendwie festhalten während es in einem Affenzahn bergauf und bergab geht. Das zähle ich mal zu den mittelgroßen Abenteuern.

Alles in Allem kann ich nach den gut drei Wochen gar nicht genug betonen, wir sehr mir Thailand gefallen hat. Egal ob Bangkok, Chiang Mai, Koh Tao oder Koh Phangan ich habe mich überall furchtbar wohl gefühlt und viele nette Menschen kennengelernt (Einheimische und Touristen), wenn auch nur eher flüchtig. Aber das ist im Urlaub ja meist so und häufig auch das Spannende.

Am Montag bin ich übrigens gefragt worden, ob ich so bagpackermäßig  unterwegs bin. Ich hatte darauf keine Antwort. Es gibt mittlerweile ja zig Ausprägungen davon – Flash, Posh, Budget, Party, Solo…hier wurde das mal schön zusammengefasst. Ich glaube, ich bin von allem ein bisschen und irgendwie ganz froh, nicht so eindeutig in eine Schublade zu passen. Was man erleben möchte hängt ja auch ganz stark vom Ort ab, an dem man gerade ist.

Einen viel größeren Kontrast zu den letzten zweieinhalb Wochen als Seoul kann ich mir, obwohl ich noch nicht da war, fast nicht vorstellen. Ich werde dort noch einmal versuchen, mit öffentlichen Verkehrsmitteln vom Flughafen zu meinem Hostel zu kommen, was ja in Hanoi ziemlich in die Hose gegangen ist. In Bangkok habe ich es zwischen Chiang Mai und Koh Tao immerhin schon geschafft, mit dem kostenlosen Busshuttle vom Flughafen Don Mueang zum Flughafen Suvarnabhumi zu gelangen. Ich bin diesmal also einigermaßen zuversichtlich und melde mich das nächste Mal – Zitat Oma Luise „So Gott will“ – aus Südkorea.

Bai bai!