Ich bin dann mal wieder da…

Jetzt bin ich tatsächlich schon wieder anderthalb Wochen zu Hause, die erste Arbeitswoche liegt ebenfalls bereits hinter mir – Wahnsinn wie schnell der Alltag versucht einen wieder total zu vereinnahmen…und fast wäre es ihm gelungen, diesem Schuft.

Nach einem wunderschönen letzten Tag in New York bin ich am 12.10. nach einem Zwischenstopp in Manchester wieder gut in Düsseldorf gelandet und einen schöneren Empfang hätte es fast nicht geben können. Zum allerersten Mal in meinem Leben (!) wurde ich am Flughafen direkt hinter der Schiebetür der Gepäckausgabe erwartet. Mit Luftballon sogar.

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Weil der Abholung ein Abendessen folgte (sehr lecker und sehr gesellig) bin ich zuerst nur ganz kurz nach Hause, um meine Taschen abzustellen. Aber schon die ersten paar Minuten in meiner Wohnung haben mich mit einem wahrhaften Glücksgefühl erfüllt – endlich wieder zu Hause, all meine Sachen, so viel Platz und ein sauberes Bad für mich alleine…so in etwa halt. Übertroffen wurde dieses Gefühl nur vom ersten Mal wieder in mein Bett fallen nach dem leckeren Essen – priceless!

Leider war die Nacht – und eigentlich auch alle folgenden bis heute – um 03:00 Uhr wieder zu Ende. Inzwischen habe ich den Jetlag wie es aussieht überwunden, nach den vielen Zeitzonen durfte das ruhig ein bisschen länger dauern.

Ich habe die erste kurze Nacht dann direkt zum Auspacken genutzt und noch eine kleine Überraschung entdeckt:

Die TSA hat tatsächlich mein Gepäck durchsucht! In dem Jutebeutel war meine dreckige Wäsche, irgendwie mochte ich den Gedanken, dass die sich erst mal dadurch wühlen mussten. Es fehlt aus meiner Sicht nix und mein Schloss musste glücklicherweise nicht aufgebrochen werden, weil es eben ein TSA-Schloss war. Ich hatte es ohnehin vor, aber spätestens nach dieser Aktion habe ich dann einfach alles – obwohl ich zuletzt in Hawaii noch gewaschen hatte – nochmal in die Waschmaschine gesteckt…wie ging das hier mit den Programmen noch mal?! 🙂

Über mein Reisegepäck hatte ich ja schon ein wenig erzählt, aber das Geldversteck noch für mich behalten – das werde ich gerne jetzt noch nachholen. Auf meiner Abschiedsparty habe ich – neben vielen anderen persönlichen, gebastelten und wunderschönen Geschenken – auch ein bisschen was zum Ausgeben bekommen, unter anderem in dieser schönen Verpackung:

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Diese habe ich dann, entsprechend befüllt, in meine Reiseapotheke gepackt.

Die Pillen oben drauf sind Glückspillen – also so wie Glückskekse mit Zetteln drin. Hat gut funktioniert, wobei ich die Dose letztendlich doch meistens mit in den Safe oder meinen Pacsafe gepackt habe.

Ich konnte nach meiner Rückkehr dann noch vier Tage den beginnenden Herbst genießen, Freunde treffen und eine neue Erdenbürgerin begrüßen bevor ich am Montag das erste Mal wieder nach Bochum zur Arbeit gefahren bin.

Auch hier wurde mir ein sehr herzlicher Empfang bereitet, über den ich mich wahnsinnig gefreut habe.

 

Unabhängig voneinander haben mehrere Kollegen gesagt, dass es ihnen gar nicht so vorkommt, als wäre ich vier Monate weg gewesen. Jetzt wo ich wieder eine Woche im Büro war, kann ich das ein bisschen verstehen. Es ist unglaublich, wie schnell man wieder drin ist – im guten wie im schlechten Sinne.

Meine positive und entspannte Grundstimmung, den mit Erinnerungen vollen Kopf und dieses energetische Kribbeln habe ich nach wie vor unverändert, was mich immer wieder zum Grinsen bringt. Jetzt kommt aber der vielleicht schwierigste Teil des Sabbaticals – wie nehme ich möglichst viel von den guten Dingen und Gefühlen mit in den Alltag? Hierbei denke ich an ganz handfeste Sachen wie z.B. Essen und Bewegung. Während meiner Reise habe ich ohne bewusst darauf hinzuarbeiten ein paar Kilo abgenommen und meine Sitz-Rückenschmerzen sind komplett verschwunden. Dies möchte ich unbedingt weiterverfolgen und versuche – mal wieder – alles was mir gut tut mit dem Arbeitsalltag unter einen Hut zu kriegen. Gar nicht so einfach, wenn man mindestens 12 Stunden am Tag mit Arbeiten und Pendeln beschäftigt ist, aber bestimmt auch nicht unmöglich.

Was mich immer wieder ein bisschen ratlos macht, ist die Frage danach, was mir am besten gefallen hat. Hierauf eine Antwort zu geben finde ich total schwierig, möchte hier aber mal einen Versuch wagen.

Auf Platz 1 ist ganz klar die Wertschätzung, die mir vor meinem Abschied und nach meiner Wiederkehr im privaten und beruflichen Umfeld zuteil geworden ist. Und natürlich auch zwischendurch, bei Begegnungen während meiner Reise und Reaktionen auf meinen Blog.

Direkt danach folgt auf Platz 2 die Selbstbestimmung der letzten Monate. Ich mach ja eh meistens was ich will, aber das so uneingeschränkt über einen längeren Zeitraum zu tun war wirklich großartig – maximale Freiheit halt.

Platz 3 bilden dann natürlich die Reiseziele und Erlebnisse an sich, aber da die eine Sache rauszupicken, die mir am besten gefallen hat…keine Chance. Lass ich mich auch gar nicht drauf ein ;).

Nicht zu vergessen wäre dann auf Platz 4 die Tatsache, dass ich das ganze wirklich durchgezogen hab. Von der fixen Idee, zur konkreten Vorbereitung über Abschied nehmen und los fliegen, dann auf die Schnauze fallen, Wunden lecken, n o c h m a l Abschied nehmen und los fliegen und dann eine fantastische Zeit haben.

Im Nachhinein kann ich sagen, dass es so wie es gelaufen ist und vielleicht auch gerade wegen der schwierigen Zeit in Vietnam perfekt war. Ich habe wahnsinnig viel über mich, meine Bedürfnisse meine Stärken und meine Grenzen gelernt. Immer wenn ich jetzt Bilder von mir aus dieser Zeit sehe möchte ich die Vietnam-Maike gerne mal fest in den Arm nehmen und sagen „Halt durch Kleine, alles wird gut.“. Die freie Zeit zu Hause und die Reise nach Tirol waren zudem fantastisch und ich möchte beides nicht missen.

Zum Abschluss bleibt wie immer ein riesengroßes D A N K E!

An alle, die mich auf welche Art und Weise auch immer unterstützt haben mit Tipps, persönlichen Worten, Geschichten von zu Hause, Kommentaren auf facebook und hier, Umarmungen, Glücksbringern, Geschenken, Kuchen, Luftballons und auf so viele Arten mehr. Namentlich möchte ich hier meine Mama erwähnen, die mich eigentlich nicht gehen lassen wollte, aber bei allen Entscheidungen hinter mir gestanden hat – das war bestimmt auch nicht immer einfach.

Ein weiteres nicht minder großes D A N K E geht an alle Schutzengel, Christophorus, das Universum und wen auch immer für 3 Kontinente, 9 Länder, 6 Zeitzonen, 57.350km im Flugzeug, 1,45 Erdumrundungen und 800 gefahrene Meilen auf Hawaii ohne Unfälle, Krankheiten, Diebstähle und Flugzeug- oder Helikopterabstürze.

Was dennoch schief ging: Ich habe einen Gürtel und ein Bandana verloren, einen Transfer zum Flughafen von Honolulu verpennt (war aber eigentlich nicht meine Schuld 😉 ) und mein Paket mit maßgeschneiderten Kostümen ist derzeit im Nirwana des Exportzentrums von DHL in Rodgau verlustig – längere Geschichte, wird hoffentlich noch.

Das einzige echte Problem was ich derzeit sehe – was mache ich denn nun mit meinem Blog? Mir hat das Schreiben so viel Spaß gemacht, dass ich darauf eigentlich nicht verzichten und auch nicht bis zum nächsten Urlaub warten möchte…für konstruktive Vorschläge dahingehend bin ich dankbar!

Bevor ich im Juni gestartet bin, habe ich ein Bild von Winnie Pooh gepostet. Jetzt wo ich mal eine ganze Zeit ohne Euch auskommen musste, kann gar nicht genug betonen wie schön es trotz der tollen Reiserei ist, wieder bei Euch zu sein.

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Sechs Tage im Big Apple

Es gibt einige Dinge in New York, die ich bereits zweimal gesehen bzw. gemacht habe und die dieses Jahr zum dritten Mal auf meiner Liste standen, einfach weil es für mich ganz besondere Höhepunkte sind.

Beim ersten Besuch habe ich fast alles zu Fuß gemacht, was grundsätzlich mehr als empfehlenswert ist. Man sollte allerdings die Wege hier nicht unterschätzen und auch nicht, wie kräftezehrend die ganzen Menschen und Eindrücke sind. Ich habe jetzt den Luxus, dass ich sowohl den Central Park, als auch die 5th Avenue und den Broadway quasi schon von Anfang bis Ende beschritten habe, so dass ich im Moment eher punktuell bzw. zielgerichtet unterwegs bin und (fast) keine Angst mehr habe, etwas zu verpassen. Obwohl ich mir auch beim jetzigen Besuch recht viel vorgenommen habe, bleibt so genug Zeit, um diese ganzen Eindrücke zu verarbeiten, meinen Blog zu schreiben oder einfach mal ein bisschen zu lesen (oder eine Folge Stranger Things zu gucken). Ich bin ja schließlich noch im Urlaub….

Das praktischste Fortbewegungsmittel aus meiner Sicht ist die U-Bahn bzw. Subway.bildschirmfoto-2016-10-08-um-23-09-13

Wenn man das einmal mit dem Uptown und Downtown raus hat, ist es kinderleicht und man kommt überall gut hin. Schön ist auch, einfach mal ein oder zwei Haltestellen früher auszusteigen, wenn man die Gegend ein bisschen erkunden möchte (kann aber ggf. weiter sein, als man denkt). Ich habe mir ein 7-Tage-Ticket für $31 gekauft. So braucht man nicht jedes Mal an einen Automaten bevor man fahren kann und es lohnt sich ab der 12. Fahrt.

Je nachdem welche der vielen Sehenswürdigkeiten man sich in welchem Zeitraum angucken möchte, lohnt sich u.U. einer der vielen New York Pässe (z.B. New York Pass, New York CityPASS oder der New York City Explorer Pass bzw. die Go City Card). Ich habe mich für die letztere entschieden, und kann mir drei Sehenswürdigkeiten meiner Wahl innerhalb von 30 Tagen für $77 ansehen. Ohne die Go City Card hätte ich für die drei, die ich mir ausgesucht habe, $112 bezahlt. Für mich war das die flexibelste und gleichzeitig günstigste Alternative.

Vom meinem Ankunftstag habe ich ja schon berichtet. Battery Park, One World Trade Center und 9/11 Memorial sollte man sich auf jeden Fall mal ansehen, wenn man möchte auch das 9/11 Museum oder Tribute Center. Vom Battery Park erreicht man praktischerweise sowohl die kostenlose Staten Island Ferry, die zwar etwas weiter weg aber auch an der Freiheitsstatue vorbei fährt, und die offizielle Liberty Island Ferry. Wenn man von dort aus zum 1 WTC geht, kann man gleich einen kleinen Schlenker zur Wall Street machen.

Direkt am 1 WTC ist das Century 21 – ein Outlet Store, bei dem man in der Tat den ein oder anderen Schnapper machen kann (ich brauchte sehr dringend noch einen Pashmina 😉 ).img_0064

Donnerstag Abend war ich ja noch an der Queensboro Bridge mit einem Blick auf den Teil von Manhattan, der knapp unter dem Central Park ist. Die schönere Brücke ist natürlich die Brooklyn Bridge und die Aussicht ist einmalig.

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Die New Yorker sind übrigens sehr erfinderisch, was die Benennung von Stadtvierteln durch Akronyme angeht: SoHo/NoHo (South/North of Houston Street), Tribeca (Triangle below Canal Street) und DUMBO (Down Under the Manhattan Bridge Overpass – ernsthaft!). DUMBO kannte ich noch nicht und wollte eigentlich mal hin, hab‘ ich aber nicht geschafft (vielleicht beim nächsten Mal?!).

Grundsätzlich kann ich alle Viertel sehr empfehlen, in denen die Straßen richtige Namen haben (also keine Nummerierungen mehr) und in denen das Schachbrettmuster manchmal etwas aufgebrochen ist. Dort findet man unzählige Restaurants, Cafés sowie Galerien und kleine Künstler-Nippes-Läden.

Was für mich in diesem Jahr neu war (obwohl es einen Teil 2009 und 2010 schon gab) und es sofort auf meine unbedingt machen Liste geschafft hat, ist die High Line. Hier wurde eine alte Hochbahntrasse in einen Park umgewandelt und das Ergebnis ist mehr als gelungen. Man schwebt quasi über den Dingen, erlebt einen fantastischen Perspektivwechsel und kann in der Stadt von der Stadt Pause machen.

Erstmalig habe ich, mal abgesehen von der Bootstour nach Liberty Island 2010, in diesem Jahr zwei geführte Touren durch New York gemacht. Zum einen die New York TV & Movie Sites Tour (über die Go City Card). Wie der Name schon sagt sieht man Drehorte aus Filmen und Serien – also man guckt einen Filmausschnitt und dann blickt man nach links oder rechts und ist ganz genau da, wo die Szene gedreht wurde. Für mich genau das richtige! Zusätzlich bekommt man jede Menge Detailinfos (Wusstet Ihr, dass Donald Trump eine kleine Rolle in Home Alone 2 hat? Ich guck die beiden Teile und ein paar andere Filme ja immer zur Weihnachtszeit und hab das bis jetzt total übersehen…) und fährt quasi komplett durch Manhattan. An ganz besonderen Plätzen hält man dann etwas länger, um Fotos machen zu können, z.B. hier (leider derzeit eingerüstet)

und ENDLICH auch hier 😀 – The one where Maike finally gets to Bedford and Grove!

Eingesammelt wurden wir für die Tour am Broadway direkt am Times Square  – wie passend und auch praktisch.

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Ich war relativ früh da und habe eine Schlange von müden Menschen vorm Winter Garden Theatre gesehen, wo derzeit School of Rock läuft. Kurz nachgefragt – morgens werden Resttickets für den gleichen Tag mit Sichtbehinderung für $37 Dollar verkauft. Musicals ausser Starlight Express (Hab‘ ich als Kind mal gesehen und war ich in über 5 Jahren in Bochum immer noch nicht wieder…) sind eigentlich nicht so mein Ding, aber eine Broadway Show stand definitiv noch auf meiner Liste und hey – School of Rock!

Ich habe mein Ticket dann allerdings doch nicht in der allmorgendlichen Schlange, sondern für etwas mehr Geld (aber immer noch mit einer deutlichen Reduzierung) und ohne Sichtbehinderung über TodayTix gekauft, hat alles tadellos funktioniert. Das Musical selbst hat mir richtig gut gefallen. Zwar war der grandiose Jack Black nicht dabei, dafür aber eine würdige Vertretung und eine ganze Horde ziemlich talentierter Kinder. Hut ab!

Neben den Shows am Broadway lohnt es sich auch, bei den vielen Museen genauer hinzugucken. Einige haben kostenlose oder „pay what you wish“ Tage. So war ich dann Freitag Abend zum erstem Mal im MoMa. Da war es natürlich rappelvoll aber mit der richtigen Musik gut auszuhalten. Von den 6 Etagen habe ich mir zwei ganz in Ruhe angeguckt, zu viel macht dann ja auch keinen Sinn.

Über Moderne Kunst habe ich im übrigen einen schönen Spruch gehört: „I could have done that!“ – „Yeah, but you didn’t!“.

Auch wieder praktisch: das MoMa liegt direkt an der 5th Avenue.

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Wie gesagt, war ich da aber in diesem Jahr eher zielgerichtet unterwegs :-).

Samstag Abend war ich im New York City Criminal Court, direkt an der Canal Street – natürlich nur auf der Zuschauerbank, bei Tiffany habe ich schon bezahlt…Wie bei uns sind einige Gerichtsverhandlungen öffentlich. Neugierig wie ich bin und nach den zig Romanen, Filmen und Serien, die in dieser Umgebung spielen, wollte ich da mal reinschnuppern.

Wir waren vor ca. 20(!) Jahren mal mit Jung Jansen im Amtsgericht in Viersen. Das ist hier schon was anderes. Das Foto ist (natürlich) vor der Verhandlung entstanden. Zeitweise waren im vorderen Bereich über 20 Menschen, ein richtiger Verwaltungsapparat. Ich habe einen Polizisten in Zivil (bestimmt ein Detective) mal nach den Hintergründen gefragt und  ganz simpel läuft es so ab (über Korrekturen und Ergänzungen freue ich mich). Wenn man in New York verhaftet wird hat man das Recht, innerhalb von 72 Stunden einem Richter vorgeführt zu werden. Dieser entscheidet dann, wie das Verfahren weiter geht. Bei ganz geringen Vergehen kann er beispielsweise eine Einstellung des Verfahrens in Aussicht stellen, wenn der Angeklagte sich sechs Monate nichts zu schulden kommen lässt (nicht zu verwechseln mit einer Bewährung). Bei schwerwiegenderen Vergehen wird ein Termin für die Verfahrenseröffnung vereinbart oder der Angeklagte bekennt sich schuldig. In diesem Fall gibt es dann entweder einen Termin für die Verkündung des Strafmaßes oder Staatsanwalt und Anwalt sind sich einig und der Angeklagte bezahlt sofort (am Samstag war dies bei nicht bezahlten Strafzetteln der Fall). Falls es eine Erfahrungseröffnung gibt wird darüber hinaus noch entschieden, ob der Angeklagte bis dahin nach Hause kann, in Untersuchungshaft muss oder ob eine Kaution zugelassen wird. Ein weiterer großer Unterschied zu Deutschland ist, dass die Verhandlungen bis morgens um eins laufen, was vermutlich ein Resultat aus der Vielzahl der Straftaten und der 72 Stunden-Regel ist. Das war jetzt natürlich kein seichtes Samstagabend-Unterhaltungsprogramm und hat mich ziemlich nachdenklich gestimmt.

Am Montag war Columbus Day. Dieser wird in New York jedes Jahr mit einer großen Parade auf der 5th Avenue gefeiert. Ich war zufällig gerade in der Nähe und was soll ich sagen – jede Menge Menschen die quasi im vollen Ornat durch die Straßen ziehen und von Spielmannszügen (also hier ja Marching Bands) begleitet werden – nach 0,2 Sekunden war ich total im Thema…ich leide ja immer noch unter RosenmontagsENTzug! Gut das es heute (!) in vier Wochen wieder los geht 🙂

Ich war am Montag in der Nähe der 5th Avenue, weil ich einen Termin zu einer Führung im UNO-Hauptquartier hatte.

Dort war ich 2009 schon einmal und fand es ziemlich beeindruckend. Die Führung hat das noch einmal untermauert. In den letzten Wochen habe ich Menschen aus so vielen Nationen getroffen und auch bei der Führung selbst waren wir 20 Personen aus 10 Ländern. Es ist schon spannend, wie gut das alles funktionieren kann und gemeinsam durften wir dann auch mal kurz ins Zentrum der Macht.

Nach UNO und Parade sowie einem leckeren Mittagessen in einem nostalgischen Diner

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habe ich mich auf den Weg nach Coney Island gemacht.Dort gibt es einen Freizeitpark direkt am Strand – und an letzteren wollte ich noch mal kurz.

Ich habe mich dann noch zu einer Margherita und einer Fahrt mit dem Tickler hinreissen lassen – ein bisschen wie die Wilde Maus und wirklich witzig.

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Da mein Rückflug erst heute Abend um 22:00 Uhr ist, habe ich meinen letzten Tag noch voll zur Verfügung gehabt und mir zwei Abschiedshighlights für den Schluss aufgehoben (beide über die Go City Card).

Ich habe zunächst eine Circle Line NYC Landmark Cruise gemacht. Vom Wasser aus kannte ich Manhattan so noch nicht und hatte auch die Gelegenheit, mich persönlich bei Lady Liberty zu verabschieden.

Ganz zum Schluss bin ich zum Rockefeller Center gefahren und dort hoch auf den Top of the Rock – zum inzwischen dritten Mal.

Das ist natürlich Geschmacksache, aber für mich ist das der schönste Ausblick auf Manhattan.

Tja, und jetzt sitze ich hier wieder zurück im Hostel und bin auf dem Sprung zum Flughafen. Über Manchester geht es zurück nach Düsseldorf.

Ich bin sehr zufrieden, glücklich, erholt und gleichzeitig summt und kribbelt noch alles aufgrund der ganzen Eindrücke, Einblicke und Erlebnisse  der letzten vier Monate und natürlich, weil ich mich jetzt doch ziemlich auf zu Hause freue. Wenn ich ein bisschen angekommen bin, werde ich gerne berichten, wie das so gewesen ist.

Nächstes Ziel: Dülken! 🙂

 

 

Back to the roots

New York als letztes Ziel vor meiner Heimkehr zu wählen war rein geografisch ziemlich logisch und hatte den Vorteil, zu lange Flugzeiten am Stück zu vermeiden. Jetzt wo ich zum inzwischen dritten mal hier bin, kann ich der Maike vom 27.03.2016, die die entsprechenden Flüge gebucht hat, mal vierdimensional feste auf die Schulter klopfen. Richtig gute Idee :).

NEW YORK BABY, ich mag Dich einfach so unfassbar gern!

Ich bin heute Morgen ziemlich früh nach insgesamt ca. 20 Stunden Reisezeit am Flughafen JFK angekommen. Mein Hostel liegt in Queens und Dank der guten Subway-Anbindung ist man sowohl schnell am Flughafen, als auch in Manhattan.

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Kleiner Nachteil ist, dass die Züge wirklich nah sind, aber schlimmer als die S-Bahn in Berlin ist das hier letztendlich auch nicht.

Nachdem ich mein Gepäck abgegeben habe, bin ich zum Battery Park gefahren, der sich ganz an der Südspitze Manhattans befindet. Ich wollte unbedingt als erste Amtshandlung eine alte Bekannte begrüßen, die ich das letzte Mal 2010 gesehen habe und die quasi das Symbol für mein Reisemotto in dubio pro libertate ist.

Lady Liberty nach so langer Zeit und insbesondere nach den letzten 7 Wochen wiederzusehen, war schon ziemlich bewegend. Ich werde ihr in den nächsten Tagen noch etwas näher kommen, allerdings verzichte ich diesmal auf eine Tour nach Liberty Island, die ich aber allen, die sie noch nicht gemacht haben, wärmstens empfehlen kann.

Obwohl ich sehr gerne fotografiere erlebe ich es als erstaunlich entspannend, dass ich bereits ca. 47.000 Fotos aus New York habe und die Eindrücke einfach mal auf mich wirken lassen kann. Es ist schon interessant, was man nach so langer Zeit alles wieder erkennt und spontan assoziiert. An ein paar Motiven kann ich natürlich trotzdem nicht vorbeigehen, ohne auf den Auslöser zu drücken und einige Orte haben sich auch ganz schön verändert.

Vom Battery Park ist es nicht weit zum One World Trade Center. Da hat sich in den letzten sechs Jahren einiges getan. Der Freedomtower, wie das 1 WTC vorher oder auch hieß, und die 9/11 Gedenkstätte sind inzwischen fertig.

An der Stelle, wo früher die Zwillingstürme des WTC standen, sind zwei riesige Wasserbecken errichtet worden. In die Geländer wurden die Namen aller Opfer eingearbeitet.

Nachdem Ground Zero bei meinem letzten Besuch noch eine Baustelle war, war es schon ergreifend, die genauen Standorte der Türme so vor sich zu sehen. Ich weiß nicht wie es Euch geht, aber der 11.09.2001 gehört zu einem von drei Tagen, die ich in meinem ganzen Leben nicht vergessen werde. Ich weiß heute noch detailliert was ich an dem Tag gemacht und wie ich von den Anschlägen erfahren habe. Bevor ich 2009 zum ersten Mal in New York gewesen bin, habe ich das Geschehene mit einer gewissen Distanz betrachtet. Seitdem ich die Bilder mit einem Ort verknüpfen kann, ist das alles ganz nah, zumindest wenn ich hier bin.

Vom 1 WTC bin ich mit der U-Bahn erst einmal wieder ins Hostel gefahren und in einen tiefen (und verdienten) Mittagsschlaf gefallen. Am späten Nachmittag habe ich dann ein wenig die Gegend erkundet und bin ein paar Blöcke zur Queensboro Bridge spaziert.

Von dort aus hat man einen tollen Ausblick auf Manhattan und kann das Chrysler Building,  das Empire State Building, weiter hinten den Freedom Tower/1 WTC und direkt am East River das UNO-Hauptquartier erkennen. Letzterem werde ich am Montag einen Besuch abstatten.

Auch wenn mir aktuell kein Manhattanhenge gelingen kann, war der Sonnenuntergang von hier aus auch sehr schön.

Wieder im Hostel habe ich es mir im ungewöhnlich gut ausgestatteten Aufenthaltsraum gemütlich gemacht und die nächsten Tage geplant – also zumindest mal überlegt, was ich gerne alles sehen und machen möchte und was sich sinnvoll verbinden lässt.

Endspurt!

To the mainland…

Mein Air B’nB wieder in Honolulu – für mich ganz überraschend mit Pool – ist nach der Chaos-Surfer-WG am Northshore purer Luxus und genau das, was ich zum Schluss noch gebraucht habe. Ich habe ja insgesamt drei private Unterkünfte gehabt, die unterschiedlicher nicht hätten sein können und fand jede Erfahrung auf ihre Art bereichernd – naja zumindest fast jede ;).

Morgen früh – also Mittwoch um 08:00 Uhr – beginnt der erste Teil meiner Heimreise. Ich fliege von Honolulu aus „to the Mainland“, genauer über Seattle nach New York. Es sind dort um die 20° angesagt und auch wenn das nach 6 Wochen tropischem Klima mehr als angenehm klingt, muss ich mich nun wohl – wie schon angekündigt – für dieses Jahr von Sommer und Strand verabschieden (was mir jetzt am Abend vor der Abreise und mit gepacktem Koffer schwerer fällt, als gedacht).

Die letzten Tage auf Hawaii habe ich hauptsächlich mit Schnorcheln verbracht – hier die Hanauma Bayimg_4717

Das ist eine geschützte Bucht, so ein klein wenig wie ein Nationalpark. Man muss $7,50 Eintritt zahlen, bekommt bevor man runter an den Strand darf einen Film mit Verhaltensweisen gezeigt und dienstags ist Ruhetag – damit sich die Fische und anderes Getier erholen können. Es war auch hier wieder sehr bunt und abwechslungsreich, aber ich hatte ein wenig Pech mit viel aufgewirbeltem Sand und Ebbe (oder was man hier so nennt), also wenig Wasser über den Felsen. Da muss man bei dem Wellengang hier schon ein wenig aufpassen. Auf dem Foto ist der Strand noch sehr leer, es war so gegen 07:30 Uhr. Diese Zeit wird als Ankunftszeit empfohlen, da sonst die Parkplätze knapp werden können. Ab 09:00 Uhr war es wirklich rappelvoll – sowohl Strand als auch Bucht – und es kamen ohne Ende japanische Reisegruppen. Das ist schon ein Hingucker, wenn Nichtschwimmer schnorcheln, insbesondere wenn die diversen Schwimmhilfen nicht gut austariert sind…da isses natürlich von Vorteil, wenn das Wasser nicht zu tief ist und ansonsten gibt es ja noch Rettungsschwimmer.

Ich habe zudem auf der Dole-Plantage erkundet, wie Ananas wachsen (erstaunlich, oder?),

und ewig in einem Halloween Shop gestöbert. In Deutschland kann ich dem ja nix abgewinnen, aber hier ist das natürlich was anderes. Ich kam mir vor, wie in einem Think Geek Store und hätte durchaus den ein oder anderen Dollar ausgeben können…

Dort habe ich dann auch erstmalig – nach genau 2 Trump-Bannern in Hilo – etwas von der bevorstehenden Präsidentschaftswahl wahrgenommen…

Die Amis, mit denen ich über die Wahl gesprochen habe, sind ziemlich schockiert darüber, welche Kandidaten da am Ende übrig geblieben sind. Leider wollen die drei – ganz unterschiedliche Menschen, aber alle normalerweise für die Demokraten – dieses Mal nicht wählen gehen, weil sie es nicht über sich bringen, Hilary Clinton zu wählen. Hoffen wir mal, dass nicht zu viele so denken und handeln.

Was wäre ein Hawaii-Besuch ohne die Besichtigung der Pearl Harbor Gedenkstätte…vermutlich auch sehr schön ;).  Ich bin heute Vormittag da gewesen und ähnlich wie nach meinem Besuch im War Memorial in Seoul  ziemlich zwiegespalten.

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Der Nationalpark bietet auch hier wieder verschiedene Stationen an, hat aber leider nicht so freundliche Ranger, sondern ziemlich rabiate Soldaten und freiwillige Helfer, die alle einen zackigen Befehlston drauf haben.

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Ich habe mich für die Tour zur USS Arizona entschieden sowie einen Audioguide, der einem entsprechende Hintergrundinfos bietet. Nach einem Film fährt man mit einem Boot zur Gedenkstätte, die quer über die gesunkene USS Arizona gebaut ist.

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Von dort aus kann man dann einen Blick auf das Schiffswrack werfen.

Nach 75 Jahren tritt aus dem Wrack noch immer Öl aus. Weil das aber nur „Crude Oil – Rohöl“ ist, macht das nix. Und es besteht auch keine Veranlassung, da etwas gegen zu tun…Nachfragen unerwünscht.

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Die Aufbereitung der Ereignisse ist für mein Empfinden ziemlich tatsachengetreu. Es wird nicht verheimlicht, dass ein paar Dinge ordentlich schief gelaufen sind und der Angriff unter gewissen Umständen wohl hätte verhindert oder abgemildert werden können. Die vielen Soldaten, die am 07.12.1941 bei dem überraschenden (?) Angriff gestorben sind, werden heute als Kriegshelden verehrt und das – so schrecklich der Tod so vieler Menschen immer ist – hat mich heute echt ein bisschen aus der Bahn geworfen.

Ich fahre wirklich gern in die USA in Urlaub, komme mit den meisten Amis, denen ich begegne, richtig gut klar und bin immer wieder von Ihrer freundlichen und offenen Art beeindruckt, aber mit dem Patriotismus hier komme ich nur ganz schlecht zurecht. Vielleicht, weil mir Krieg und Armeen einfach total gegen den Strich gehen und das halt scheinbar das einzige ist, worauf die Amis stolz sind und das mit einem entsprechenden Selbstverständnis ausleben.

Nichts desto trotz bin ich froh, dass ich die Besichtigung nicht ausgelassen habe, einfach weil ich dadurch jede Menge gelernt habe und weil das Kennenlernen und Erfahren verschiedener Kulturen beim Reisen einfach dazu gehört.

Als ich mich vom Pazifik verabschiedet habe, habe ich schon mal ganz vorsichtig versucht, die letzten Monate Revue passieren zu lassen und alter Schwede, da war ja ganz schön was los. Fanta 4 beschreiben meine aktuelle Gemütslage ziemlich treffend:

[…]Du spürst die Lebensenergie
Die durch dich durchfließt
Das Leben wie noch nie in Harmonie und genießt
Es gibt nichts zu verbessern
Nichts was noch besser wär‘
Außer dir im Jetzt und Hier
Und dem Tag am Meer

Ich bin zuversichtlich, dass ich hiervon jede Menge mit nach Hause nehmen werde und einstweilen ist Manhattan doch auch eine Insel, oder?

Also Hawaii…Mahalo und Aloha!

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