Back to the roots

New York als letztes Ziel vor meiner Heimkehr zu wählen war rein geografisch ziemlich logisch und hatte den Vorteil, zu lange Flugzeiten am Stück zu vermeiden. Jetzt wo ich zum inzwischen dritten mal hier bin, kann ich der Maike vom 27.03.2016, die die entsprechenden Flüge gebucht hat, mal vierdimensional feste auf die Schulter klopfen. Richtig gute Idee :).

NEW YORK BABY, ich mag Dich einfach so unfassbar gern!

Ich bin heute Morgen ziemlich früh nach insgesamt ca. 20 Stunden Reisezeit am Flughafen JFK angekommen. Mein Hostel liegt in Queens und Dank der guten Subway-Anbindung ist man sowohl schnell am Flughafen, als auch in Manhattan.

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Kleiner Nachteil ist, dass die Züge wirklich nah sind, aber schlimmer als die S-Bahn in Berlin ist das hier letztendlich auch nicht.

Nachdem ich mein Gepäck abgegeben habe, bin ich zum Battery Park gefahren, der sich ganz an der Südspitze Manhattans befindet. Ich wollte unbedingt als erste Amtshandlung eine alte Bekannte begrüßen, die ich das letzte Mal 2010 gesehen habe und die quasi das Symbol für mein Reisemotto in dubio pro libertate ist.

Lady Liberty nach so langer Zeit und insbesondere nach den letzten 7 Wochen wiederzusehen, war schon ziemlich bewegend. Ich werde ihr in den nächsten Tagen noch etwas näher kommen, allerdings verzichte ich diesmal auf eine Tour nach Liberty Island, die ich aber allen, die sie noch nicht gemacht haben, wärmstens empfehlen kann.

Obwohl ich sehr gerne fotografiere erlebe ich es als erstaunlich entspannend, dass ich bereits ca. 47.000 Fotos aus New York habe und die Eindrücke einfach mal auf mich wirken lassen kann. Es ist schon interessant, was man nach so langer Zeit alles wieder erkennt und spontan assoziiert. An ein paar Motiven kann ich natürlich trotzdem nicht vorbeigehen, ohne auf den Auslöser zu drücken und einige Orte haben sich auch ganz schön verändert.

Vom Battery Park ist es nicht weit zum One World Trade Center. Da hat sich in den letzten sechs Jahren einiges getan. Der Freedomtower, wie das 1 WTC vorher oder auch hieß, und die 9/11 Gedenkstätte sind inzwischen fertig.

An der Stelle, wo früher die Zwillingstürme des WTC standen, sind zwei riesige Wasserbecken errichtet worden. In die Geländer wurden die Namen aller Opfer eingearbeitet.

Nachdem Ground Zero bei meinem letzten Besuch noch eine Baustelle war, war es schon ergreifend, die genauen Standorte der Türme so vor sich zu sehen. Ich weiß nicht wie es Euch geht, aber der 11.09.2001 gehört zu einem von drei Tagen, die ich in meinem ganzen Leben nicht vergessen werde. Ich weiß heute noch detailliert was ich an dem Tag gemacht und wie ich von den Anschlägen erfahren habe. Bevor ich 2009 zum ersten Mal in New York gewesen bin, habe ich das Geschehene mit einer gewissen Distanz betrachtet. Seitdem ich die Bilder mit einem Ort verknüpfen kann, ist das alles ganz nah, zumindest wenn ich hier bin.

Vom 1 WTC bin ich mit der U-Bahn erst einmal wieder ins Hostel gefahren und in einen tiefen (und verdienten) Mittagsschlaf gefallen. Am späten Nachmittag habe ich dann ein wenig die Gegend erkundet und bin ein paar Blöcke zur Queensboro Bridge spaziert.

Von dort aus hat man einen tollen Ausblick auf Manhattan und kann das Chrysler Building,  das Empire State Building, weiter hinten den Freedom Tower/1 WTC und direkt am East River das UNO-Hauptquartier erkennen. Letzterem werde ich am Montag einen Besuch abstatten.

Auch wenn mir aktuell kein Manhattanhenge gelingen kann, war der Sonnenuntergang von hier aus auch sehr schön.

Wieder im Hostel habe ich es mir im ungewöhnlich gut ausgestatteten Aufenthaltsraum gemütlich gemacht und die nächsten Tage geplant – also zumindest mal überlegt, was ich gerne alles sehen und machen möchte und was sich sinnvoll verbinden lässt.

Endspurt!

To the mainland…

Mein Air B’nB wieder in Honolulu – für mich ganz überraschend mit Pool – ist nach der Chaos-Surfer-WG am Northshore purer Luxus und genau das, was ich zum Schluss noch gebraucht habe. Ich habe ja insgesamt drei private Unterkünfte gehabt, die unterschiedlicher nicht hätten sein können und fand jede Erfahrung auf ihre Art bereichernd – naja zumindest fast jede ;).

Morgen früh – also Mittwoch um 08:00 Uhr – beginnt der erste Teil meiner Heimreise. Ich fliege von Honolulu aus „to the Mainland“, genauer über Seattle nach New York. Es sind dort um die 20° angesagt und auch wenn das nach 6 Wochen tropischem Klima mehr als angenehm klingt, muss ich mich nun wohl – wie schon angekündigt – für dieses Jahr von Sommer und Strand verabschieden (was mir jetzt am Abend vor der Abreise und mit gepacktem Koffer schwerer fällt, als gedacht).

Die letzten Tage auf Hawaii habe ich hauptsächlich mit Schnorcheln verbracht – hier die Hanauma Bayimg_4717

Das ist eine geschützte Bucht, so ein klein wenig wie ein Nationalpark. Man muss $7,50 Eintritt zahlen, bekommt bevor man runter an den Strand darf einen Film mit Verhaltensweisen gezeigt und dienstags ist Ruhetag – damit sich die Fische und anderes Getier erholen können. Es war auch hier wieder sehr bunt und abwechslungsreich, aber ich hatte ein wenig Pech mit viel aufgewirbeltem Sand und Ebbe (oder was man hier so nennt), also wenig Wasser über den Felsen. Da muss man bei dem Wellengang hier schon ein wenig aufpassen. Auf dem Foto ist der Strand noch sehr leer, es war so gegen 07:30 Uhr. Diese Zeit wird als Ankunftszeit empfohlen, da sonst die Parkplätze knapp werden können. Ab 09:00 Uhr war es wirklich rappelvoll – sowohl Strand als auch Bucht – und es kamen ohne Ende japanische Reisegruppen. Das ist schon ein Hingucker, wenn Nichtschwimmer schnorcheln, insbesondere wenn die diversen Schwimmhilfen nicht gut austariert sind…da isses natürlich von Vorteil, wenn das Wasser nicht zu tief ist und ansonsten gibt es ja noch Rettungsschwimmer.

Ich habe zudem auf der Dole-Plantage erkundet, wie Ananas wachsen (erstaunlich, oder?),

und ewig in einem Halloween Shop gestöbert. In Deutschland kann ich dem ja nix abgewinnen, aber hier ist das natürlich was anderes. Ich kam mir vor, wie in einem Think Geek Store und hätte durchaus den ein oder anderen Dollar ausgeben können…

Dort habe ich dann auch erstmalig – nach genau 2 Trump-Bannern in Hilo – etwas von der bevorstehenden Präsidentschaftswahl wahrgenommen…

Die Amis, mit denen ich über die Wahl gesprochen habe, sind ziemlich schockiert darüber, welche Kandidaten da am Ende übrig geblieben sind. Leider wollen die drei – ganz unterschiedliche Menschen, aber alle normalerweise für die Demokraten – dieses Mal nicht wählen gehen, weil sie es nicht über sich bringen, Hilary Clinton zu wählen. Hoffen wir mal, dass nicht zu viele so denken und handeln.

Was wäre ein Hawaii-Besuch ohne die Besichtigung der Pearl Harbor Gedenkstätte…vermutlich auch sehr schön ;).  Ich bin heute Vormittag da gewesen und ähnlich wie nach meinem Besuch im War Memorial in Seoul  ziemlich zwiegespalten.

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Der Nationalpark bietet auch hier wieder verschiedene Stationen an, hat aber leider nicht so freundliche Ranger, sondern ziemlich rabiate Soldaten und freiwillige Helfer, die alle einen zackigen Befehlston drauf haben.

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Ich habe mich für die Tour zur USS Arizona entschieden sowie einen Audioguide, der einem entsprechende Hintergrundinfos bietet. Nach einem Film fährt man mit einem Boot zur Gedenkstätte, die quer über die gesunkene USS Arizona gebaut ist.

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Von dort aus kann man dann einen Blick auf das Schiffswrack werfen.

Nach 75 Jahren tritt aus dem Wrack noch immer Öl aus. Weil das aber nur „Crude Oil – Rohöl“ ist, macht das nix. Und es besteht auch keine Veranlassung, da etwas gegen zu tun…Nachfragen unerwünscht.

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Die Aufbereitung der Ereignisse ist für mein Empfinden ziemlich tatsachengetreu. Es wird nicht verheimlicht, dass ein paar Dinge ordentlich schief gelaufen sind und der Angriff unter gewissen Umständen wohl hätte verhindert oder abgemildert werden können. Die vielen Soldaten, die am 07.12.1941 bei dem überraschenden (?) Angriff gestorben sind, werden heute als Kriegshelden verehrt und das – so schrecklich der Tod so vieler Menschen immer ist – hat mich heute echt ein bisschen aus der Bahn geworfen.

Ich fahre wirklich gern in die USA in Urlaub, komme mit den meisten Amis, denen ich begegne, richtig gut klar und bin immer wieder von Ihrer freundlichen und offenen Art beeindruckt, aber mit dem Patriotismus hier komme ich nur ganz schlecht zurecht. Vielleicht, weil mir Krieg und Armeen einfach total gegen den Strich gehen und das halt scheinbar das einzige ist, worauf die Amis stolz sind und das mit einem entsprechenden Selbstverständnis ausleben.

Nichts desto trotz bin ich froh, dass ich die Besichtigung nicht ausgelassen habe, einfach weil ich dadurch jede Menge gelernt habe und weil das Kennenlernen und Erfahren verschiedener Kulturen beim Reisen einfach dazu gehört.

Als ich mich vom Pazifik verabschiedet habe, habe ich schon mal ganz vorsichtig versucht, die letzten Monate Revue passieren zu lassen und alter Schwede, da war ja ganz schön was los. Fanta 4 beschreiben meine aktuelle Gemütslage ziemlich treffend:

[…]Du spürst die Lebensenergie
Die durch dich durchfließt
Das Leben wie noch nie in Harmonie und genießt
Es gibt nichts zu verbessern
Nichts was noch besser wär‘
Außer dir im Jetzt und Hier
Und dem Tag am Meer

Ich bin zuversichtlich, dass ich hiervon jede Menge mit nach Hause nehmen werde und einstweilen ist Manhattan doch auch eine Insel, oder?

Also Hawaii…Mahalo und Aloha!

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