Aus Gründen

Gestern Nachmittag bin ich aus der Ha Long Bucht zurück gekehrt. Die Landschaft ist wirklich beeindruckend und die Atmosphäre zwischen den Felsen und Inseln vermutlich einmalig. Besonders fasziniert hat mich die Geräuschkulisse, die man von den Inseln wahrnimmt – viel lauter und unheimlicher als man denkt.

Abgesehen von der Landschaft war der Ausflug an sich vor allen Dingen mal wieder anstrengend. Morgens früh Abholung mit dem Minibus, 4 1/2 Stunden halsbrecherische Fahrt durch Dörfer, dann Ankommen im Hafen bei strömendem Regen. Es gibt soweit ich weiß über 500 Anbieter solcher Rundfahrten und ein dementsprechender Umschlag von Passagieren findet dort statt.

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Man weiß bei den Touren nie, ob die Menschen, mit denen man im Bus sitzt auch diejenigen sind, mit denen man später auf dem Ausflug zusammen ist. Bei mir war es so und so habe ich meine gut 24 Stunden auf dem Schiff mit 2 vietnamesischen Müttern und ihren Kindern, 2 älteren vietnamesischen Herren, einem Koreaner, der vermutlich etwas jünger war als ich, sowie einer ziemlich mürrischen vietnamesischen Crew verbracht.

Wir wurden mit einem kleineren Beiboot abgeholt und zu unserem Schiff gebracht – vom äußeren Eindruck soll man sich ja nicht abschrecken lassen, aber macht Euch einfach selbst mal ein Bild.

Die Kabine habe ich mir übrigens mit dem Koreaner geteilt. Ich hatte einen „shared room“ gebucht  (wieso nur?) und obwohl das Schiff höchstens halb belegt war, wurde sich hieran natürlich mal strikt gehalten.

Das Essen, was es an Bord dann direkt gab war reichlich und erst einmal ganz lecker. Es ging ja bei der Tour primär um den Ausblick, den wir nach dem Essen immerhin rund eine Stunde in der „Freetime“ genießen durften. Danach ging das (sehr zähe, wortkarge und im Grunde vollkommen überflüssige) Programm los – Aussichtsplattform und/oder schwimmen, eine Höhlenbesichtigung, Kajakfahren, ein Kochkurs (ich habe eine Frühlingsrolle gefüllt und gerollt – Wahnsinn, oder?), dann schon Abendessen – auch erst einmal ganz lecker – tja und dann war es schon dunkel und die schöne Aussicht weg. Der nachmittägliche Mojito war hier nur ein schwacher Trost.

Ich hatte mich nachmittags für schwimmen entschieden. Man stelle sich eine kleine Insel mit einer noch kleineren Bucht vor, in der ein wiederum kleinerer Bereich zum Schwimmen abgeteilt ist. Hierin tummeln sich zig Vietnamesen, die ihre Ferien genießen und eine Handvoll ausländischer Touristen – egal Hauptsache mal ins Wasser. Der Erfolg – irgendwas hat mich in den Oberschenkel gebissen/gestochen oder diesen gestreift (Jellyfish?). Keine Ahnung, was das genau war, es hat jedenfalls ordentlich gezwiebelt, wurde feuerrot und ist angeschwollen, war aber Gott sei Dank sehr schnell wieder weg.

Mir ist das schon vorher aufgefallen, nur noch nie so geballt, aber Vietnamesen, die nicht in der Touristenbranche arbeiten sind zu diesen nicht eben besonders freundlich. Man muss auch damit rechnen fotografiert zu werden. Nicht heimlich sondern ziemlich übergriffig und auch ohne gefragt zu werden. Kein besonders schönes Gefühl.

Die Nacht war unruhig, kalt und der krönende Abschluss war, dass sich das Essen unschön bemerkbar gemacht hat. Noch unschöner war, dass die Badezimmertür nicht richtig zu ging….aber was soll man machen.

Geweckt wurden wir am nächsten Morgen um 07:00 Uhr, weil wir um 08:00 Uhr schon wieder auf einer Austernfarm sein mussten. Dort wurde uns rudimentär die Arbeit erklärt, am Ende durfte ich mir eine der sich für die Touris in einem kleinen Aquarium befindlichen Austern aussuchen. Die Chance, dass dort tatsächlich eine Perle drin ist liegt laut Guide bei maximal 30%. Sein Spruch: „Wenn eine Perle drin ist, darfst Du nach Hause, sonst bleibst Du hier.“ – war natürlich eine drin, durfte ich aber nicht behalten.

Zurück auf dem Schiff habe ich jede weitere Kooperation mit irgendwelchen Programmen verweigert und an Deck die Aussicht geguckt und gelesen.

Mit ein bisschen Weitblick sind dort meine Gedanken sehr gekreist und ich habe entschieden, Vietnam für jetzt zu verlassen. Die Rückreise nach Hanoi wurde von diesen Grübeleien ein wenig überschattet und so in der Tat etwas erträglicher, obwohl mir andere Ablenkungen natürlich lieber gewesen wären.

Zurück in Hanoi habe ich erst einmal mein Open-Bus Ticket sowie das bereits gebuchte Hostel in Phong Na storniert und mir ein Hotelzimmer in der Nähe des Flughafens gebucht.

Zwei hilfreiche und sehr unterstützende Anrufe zu Hause und eine mal wieder schlaflose Nacht später habe ich nun doch den nicht ganz einfachen Entschluss gefasst, erst einmal wieder nach Hause zu kommen.

Ich habe alles hin und her überlegt und durch-recherchiert – erst einmal nach Da Nang/Hoi An fliegen, dort ein paar Tage ausspannen und von da aus weiter gucken. Oder doch rüber nach Thailand fliegen und das gleiche dort tun – aber ich glaube aus meiner jetzigen Situation heraus, kann das nur schief gehen. Zudem habe ich am Ende des Sabbaticals ja noch ein paar Flüge gebucht, so dass der Zeitpunkt jetzt ggf. besser ist.

Gerechnet hab ich mit vielem, was auf meiner Reise passieren könnte. Hiermit nicht. Es gibt einiges, was ich anders machen würde, käme ich noch einmal hierhin. Das wichtigste – ich würde es nicht noch einmal alleine machen.

Wie genau es mit meinem Sabbatical nun weiter geht weiß ich noch nicht und möchte mir da jetzt gerade auch keine Gedanken drüber machen. Ich möchte mich auf jeden Fall für jeden Kommentar, jedes liebe Wort und alles, was Ihr zu meiner Unterstützung beigetragen habt von ganzem Herzen bedanken. Daran hat es 1000%ig nicht gelegen. Eher im Gegenteil, das war quasi der einzige Grund, warum ich so mit mir gehadert habe wirklich nach Hause zu fahren.

Lost in Translation

…aber immerhin verlaufe ich mich nicht mehr jedes Mal, wenn ich aus dem Hotel auf Hanois verwinkelte Gassen im Old Quartier trete. Interessant ist, dass jede Straße – oder Gasse – eine andere Handwerkskunst beherbergt. Auf „meiner“ Straße, Thuoc Bac, gibt es alles aus Metall. Die Häuser sind hier in der Regel sehr schmal und lang (fast wie an den Grachten). Vorne an der Straße der Laden, dann eine Werkstatt, dahinter die Wohnräume.

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Anstelle vieler beschreibender Worte hier noch ein paar Fotos:

Das Old Quartier wurde früher von französischen Besatzern geprägt. Ein Relikt ist die St. Joseph’s Cathedral. Hier war ich kurz vor einer Hochzeit und habe ein paar Minuten Stille und Kühle genossen. Egal wie weit ich von zu Hause weg bin und wie anders die Umgebung ist, kann ich in Kirchen immer ein bisschen zur Ruhe kommen.

Auf dem Weg zu einem Besuch im Geschichtsmuseum bin ich am Hoan Kiem See vorbei gekommen. Die grüne Lunge Hanois, die aber im Grunde erst Abends richtig schön wird.

Nach meinem erneuten Ausflug an den See war ich gestern Abend noch auf dem Nachtmarkt. Das ist wie Schöppenmarkt nur im Dunkeln und eben in Hanoi (also fast genau so). Mein persönliches Highlight war ein Album von Modern Talking, leider haben die Englischkenntnisse der Verkäuferin und mein vietnamesisch nicht ausgereicht, um die Hintergründe zu erörtern.

Heute Mittag bin ich zum Ho Chi Minh Museum und zu seinem Mausoleum aufgebrochen. Das Mausoleum war schon geschlossen, aber ganz böse bin ich darüber nicht. „Onkel Ho“ wird regelmäßig nach Russland geflogen, um wieder hübsch gemacht zu werden – irgendwie gruselig. Das Museum war recht interessant, schade, dass ich die Ho-Ho-Ho Chin Minh Ära verpasst habe.

Ganz in der Nähe sind die One Pillar Pagode, der Flaggenturm und die Deutsche Botschaft.

Anschließend habe ich mir eine faszinierende Show im Wasserpuppentheater angesehen. Darauf gekommen bin ich wegen des wunderschönen Buches „Sung’s Laden“ – danke nochmal liebe Jule! Buch und so eine Show kann ich jedem empfehlen, so was habe ich in der Tat noch nicht gesehen.

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Ich versuche, hier möglichst viel zu Fuß zu machen. Die Hitze macht es aber nicht ganz einfach und so bin ich inzwischen schon zwei Mal mit einer Rikscha unterwegs gewesen. Gemütlicher, als man denkt, so quasi als Rammbock.

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Kulinarisch kann ich noch fast gar nichts berichten – mir fehlt im Moment noch völlig der Appetit (tut auch mal gut). Ich habe allerdings von der freundlichen Dame auf dem Foto ein bisschen Ananas gekauft. Die Jungs von der Rezeption haben mir erklärt, wie die hier gegessen wird – mit Instantbrühenpulver. Schmeckt besser, als es sich anhört.

Ich muss mich jetzt ein bisschen beeilen, weil ich gleich abgeholt und zu meinem Nachtbus nach Sa Pa gebracht werde. Was ich da vorhabe erzähle ich lieber erst, wenn ich es wirklich geschafft habe ;).

Auf Los geht’s los….

Morgen – also M O R G E N – geht es los….unglaublich, wie schnell die letzten Wochen verflogen sind!

Bis auf ein paar Kleinigkeiten ist alles gepackt (17kg), der Kühlschrank taut ab und die restlichen ToDos sind so gut wie erledigt:

IMG_20160621_145351Morgen früh um 09:22 Uhr (lt. Plan) startet dann meine erste Etappe nach Amsterdam ab Dülken Bahnhof.

Ich kann kaum in Worte fassen, wie es mir gerade geht. Es ist eine prickelnde Mischung aus total aufgeregt, voller Vorfreude, ziemlich viel Respekt, ein bisschen Abschiedsschmerz und einem großen Teil völliger Unfassbar- und Unvorstellbarkeit der Dinge, die auf mich warten. Von all den guten Wünschen und den persönlichen, praktischen und witzigen Geschenken, die mir zuteil geworden sind, bin ich auch immer noch ganz überwältigt.

Weil mir die Worte fehlen hilft mir Alan Alexander „A. A.“ Milne:

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Also dann, bis bald aus Vietnam!