Wanderurlaub Tag 5

Heute habe ich mir vorgenommen, etwas mehr über meinen Urlaubsort Galtür zu erfahren und besuche zunächst das Alpinarium. Hier wird viel zur Geschichte des Ortes und den hier lebenden Familien erzählt und es gibt einige Dinge, die mich ganz besonders beeindrucken:

  1. Es gab vor einigen Jahren den Plan, Gletschergebiete hier in den Galtürer Bergen so zu erschließen, dass ein ganzjähriger Skibetrieb ermöglicht wird. Vor dem Hintergrund, dass der Tourismus hier der größte Wirtschaftszweig ist (auf 350 Gatltürer kommen in der Hochsaison 5.000 Touristen) ein scheinbar verlockender Plan, den umliegende Regionen entsprechend umgesetzt haben. Die Galtürer haben sich, weil sie die Natur ihrer Heimat schützen wollten, mit 240 zu 2 Stimmen gegen diese Erschließung ausgesprochen.
  2. Galtür liegt im Grenzgebiet zur Schweiz. Dies war mal ein Paradies für Schmuggler, bot aber vor und im Zweiten Weltkrieg die Möglichkeit, Menschen zur Flucht zu verhelfen. Im Alpinarium gibt es einen Audiomitschnitt eines Interviews mit dem Vater meines Bergführers. Er berichtet in dem Interview davon, wie sein Vater Menschen zur Flucht verholfen hat und was von der Wehrmacht versucht wurde, um dies zu verhindern. Er schätzt, dass sein Vater bis zu 150 mal nachts Verfolgte über die Berge in die Schweiz geführt hat.
  3. Die meisten Menschen werden Galtür aufgrund des Lawinenunglücks von 1999 kennen – ich habe daran ehrlich gesagt keine Erinnerung, auch nicht, seit ich jetzt viel darüber gelesen habe. Im Alpinarium gibt es hierzu einen Film, der die mehr als ungewöhnlichen Umstände der Entstehung dieser speziellen Lawine erläutert und natürlich die Folgen darstellt. Zudem habe ich einen Bericht gefunden, der die Stimmung wirklich greifbar macht und einerseits ziemlich beklemmend ist (http://www.galtuer.gv.at/l-koeck.htm), andererseits aber auch den enormen Zusammenhalt der Galtürer sowie der anwesenden Gäste darstellt. Die Ironie an der ganzen Geschichte ist, dass die Galtürer, im Gegensatz zu anderen Regionen, sehr bewusst, wertschätzend und vorausschauend mit den natürlichen Gegebenheiten in ihrem Tal umgehen (siehe 1.) und trotzdem der Naturgewalt Alpen zum Opfer gefallen sind.

Nach dem Alpinarium gehe ich in die Dorfkirche. Sie ist, wie hier üblich, klein aber innen sehr prunkvoll und reich verziert.

Galtür Kirche

Im Kirchhof ist zudem der Friedhof von Galtür. Auch diesen sehe ich mir genauer an und entdecke viele der Namen wieder, die ich eben im Alpinarium gelesen und gehört habe. Es gibt insgesamt 5 oder 6 Familiennamen, die immer wieder auftauchen und auch das heutige Dorfbild noch prägen. Kennt Ihr das, wenn man sich der Geschichte so nahe und einem Ort irgendwie verbunden fühlt? So geht es mir heute und ich gehe mit einem etwas anderen Blick durch Galtür.

Um das Bild rund zu machen und die ein oder andere räumliche Verständnisfrage zu klären, fahre ich mit dem Bus nach Wirl und von dort aus mit der Birkhahnbahn auf gut 2.000m. Von dort habe ich einen fantastischen Blick auf  die umliegenden Berge, das Tal und Galtür.

Die Lawine ist damals von links in das Dorf gerauscht – an einer eigentlich als sicher ausgewiesenen Stelle. Dort wurde später eine Schutzmauer errichtet, die ich von oben aber nicht entdecken kann. Nach ein bisschen Recherche habe ich inzwischen herausgefunden, dass das Alpinarium – welches neben dem Museum noch die Feuerwehr sowie die Bergrettung beheimatet, die Schutzmauer ist, bzw. extremst geschickt in diese herein gebaut wurde.

Ich laufe oben noch ein bisschen herum, entdecke auch hier Liegestühle und geniesse mal wieder Sonne, Aussicht und die super Luft, bevor ich wieder ins Hotel fahre. Nachdem ich über so viele Wehwehchen geklagt habe mal was Positives: Ich habe hier Null Komma gar keinen Heuschnupfen….

Den Urlaub hier habe ich ja mehr als zufällig gebucht und mir wird immer bewusster, dass ich echt – mal wieder – Riesenglück bei meiner Wahl hatte. Das Wetter ist fantastisch, die Region ein Traum (auch wenn ich hier eher Alpenwalker und nicht Alpenwanderer bin) und mein Hotel der Knaller. Wo wir gerade beim Thema Hotel sind – hier mal das Menu von heute Abend:

Traummenu

 

Falls sich übrigens jemand fragt, wie es mit meinen Wanderschuhen weitergegangen ist: Die habe ich abgeholt und am besten verbrenne ich sie….morgen will ich es trotzdem mal mit bergauf gehen versuchen, ganz langsam natürlich….

Ach so, und heute gab es irgendwie keine neue Wandererkenntnis….ich schätze, so langsam bin ich im Flow 😉